Z die schönen Seiten

ZU TISCH
Waldmeister gibt nicht
nur Desserts eine
spezielle Note:Auch zu
Spargel passt das
«Maikraut» perfekt.
ImWald
gepflückt:
Waldmeister
Waldmeister (lat. Galium odoratum),
auch Maikraut genannt, klingt vordergründig
nach Medizin. In der Naturheilkunde
spielt die Pflanze denn auch
eine Rolle, etwa als Mittel gegen
Migräne. Nimmt man allerdings zu viel
davon, erreicht man dasGegenteil,
SAISON
denn Waldmeister enthält Cumarin,
wasinhoher Dosis Kopfschmerzen
und sogar Schwindel hervorrufen kann.
Manspricht der Pflanze auch beruhigende
sowie reinigende Eigenschaften
zu, daher wird Waldmeisterteegerne
abends getrunken oder als Mittel gegen
Leberbeschwerden eingesetzt.
Das«Maikraut» blüht von April bis Juni,
je nach Standort; die kleinen, feinen
Blüten sind von weisslich-bläulicher
Farbe. Die Pflanzen erreichen eine
Wuchshöhe von 5bis 50 Zentimetern.
In der Kulinarik kennt man Waldmeisteretwa
als Zutat für Bowlen, in der
Form von Sirup oder als Komponente
bei originellen Dessertkreationen, wie
zum Beispiel Cheesecakemit Waldmeister
oder Waldmeisterflan mit
Erdbeercoulis. Aber auch pikanten
Speisen verleiht Waldmeister mit
seinem speziellen Aroma eine interessanteNote.
Ein klassischer Braten etwa
verwandelt sich dank dieser Beigabe in
einen frühlingshaften Genuss. Auch
Spargel und dasgrüne Kraut harmonieren
ausgezeichnet –warum also nicht
die zu den Stangen gereichteSauce
hollandaise mit diesem anreichernoder
die Spargelcrèmesuppe mit Waldmeisterverfeinern?
Christina Hubbeling
● Rezepte mit Waldmeister finden Sieim
Internet: www.magazin-z.ch/rezept
Zu viel Trinken oder zumindest die
unmittelbaren Folgen davon sind nicht
sehr sexy.Wenn es jedoch einen attraktiven
Alkoholiker gibt, ist dies Don
Draper.Der Werber aus der amerikanischen
Fernsehserie «Mad Men» schreitet
vor und nach jeder Besprechung zunächst
einmal an die Hausbar.Ins
Wanken gerät er dabei allerdings
kaum einmal. Undsein
Charisma scheint
auch nicht darunterzuleiden.
Ob
es am Old
Fashioned liegt,
den er jeweils
lässig in seiner
Handfläche
schaukelt, wenn er
über einen treffenden
Slogan sinniert?
Nüchternbetrachtet,
müssteman
wohl sagen, dass Mr
Draper bestimmt
nicht wegen, sondern
eher trotz seinem
Hang zu Hochprozen-
DER DRINK
StandfesterTrinker
tigem immer eine guteFigur abgibt.
Euphorisiertdurch einen Drink, der so
alt ist, dass er bereits Mittedes 19.Jahrhunderts
als altmodisch, eben «old
fashioned», bezeichnet wurde, könnte
man jedoch durchaus behaupten, dass
die Mischung aus Whisky,
Bitter und Zucker einen nicht
unbedeutenden Anteil
seiner Aura ausmacht.
Schliesslich ist es Don
Draper,der inmitten
der Yuppies an der
NewYorker Madison
Avenue den Mann alten
Schlags verkörpert. Aus
der Mode gerät er
deswegen jedoch nie –
genauso wenig wie der
Drink seiner Wahl.
David Streiff Corti
● Rezept OldFashioned:
Einen Würfelzucker mit zwei
SpritzernAngosturaBitter
und einem Spritzer Sodawasser
in ein Glas geben. Umrühren,
ein paar Eiswürfel zugeben
und mit 4clWhisky aufgiessen.
DER ANDERE WEIN
Riesling aus
DownUnder
Riesling wird mit Deutschland, Österreich
und dem Elsass verbunden. Wer
denkt schon an Australien? Doch in kühleren
Gegenden wie dem Eden Valley ist
die weisse Rebsorte auch dortzuHöhenflügen
fähig. Dies beweist das bekannte
Weingut Henschke mit dem «Julius»-
Riesling. Die Stilistik unterscheidet sich
stark von Europa. Der knochentrockene,
elegante 2010er aus Down Under mit
dem ausgeprägten Zitrus-Bouquet wartet
mit einer hohen, reifen Säure auf (17/20
Punkte). Mit etwasGeduld wird man mit
einem schönen Wein belohnt. Peter Keller
● «Julius»-Riesling 2010, Henschke,39Fr.,
bei Rutishauser; www.rutishauser.com
ILLUSTRATION: IRIS SCHWARZ; FOTOS: PD
48 «z –die schönen seiten» ausgabe 2/13