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60 Seiten|Prospekte|20.11 - 31.12.2013Angebot abgelaufenAktuelle Prospekte Angebote in Kampen (Sylt)

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Seite 30

wissen
DasLicht
im Visier
Schonseitder Antike misstder Mensch
dieZeitmit Sonnenuhren. Selbst die
mechanischeUhr hatdiese uralte Technik
nieganzinden Schatten stellen können
IllustratIon: grafIlu
Stellen wir uns vor, die Digitaltechnik
wäre noch nicht erfunden.
Müssten wir auf andere
Quellen zurückgreifen, um die
Tageszeit zu erfahren, wir hätten
die mechanische Uhr jüngst sehr zu
schätzen gewusst. Denn ohne digitale
oder mechanische Zeitangaben während
des gerade abgehakten, rekordgrauen
Winters hätten wir uns permanent im Tal
der Ahnungslosen befunden. Eine traditionelle
Sonnenuhr jedenfalls wäre recht
nutzlos gewesen.
Scheibe, Stab, Fertig
Dabei galt just die Sonnenuhr, erfunden
in der Antike, bis in das frühe 18. Jahrhundertals
die Uhr schlechthin. Ihr Prinzip
ist simpel: Ein Stab oder Keil wirft
auf ein mit Stundenstrichen skaliertes
Zifferblatt einen Schatten. Optisch mit
der Bewegung der Sonne –inWahrheit
bewegt sich die Erde um sich selbst –
wandertder Schatten von Stundenpunkt
zu Stundenpunkt mit. Für eine Umrundung
braucht der Schatten so lange wie
die Erde für eine Drehung um die eigene
Achse. Vonder Erde aus entspricht der
beobachteteRundlauf der Sonne und mit
ihm jener des Schattens 24 Stunden. Dieser
Zeitraum heisst Sonnentag.
Mit wenigen Mitteln kann man sich
eine Sonnenuhr basteln. Dazu braucht es
lediglich einen runden Bierdeckel, einen
Holzspiess und einen Stift. Genau durch
die Mitte des Deckels sticht man den
Spiess. Die Ziffern markiert man ein
wenig anders als bei der klassischen Uhr,
es sind 24 Punkte, die Mittags-12 steht an
der tiefsten Position. Will man die Uhr
eichen, genügt es, den Stab nach Nord-
Süd auszurichten und die Mittags-12
nach unten zu drehen. Voraussetzung für
eine korrekte Zeitangabe ist aber, dass
man den Spiess im rechten Winkel zum
Zifferblatt fixiert und den Deckel selbst
im richtigen Winkel zum Boden justiert.
Denn: Die Erde ist bekanntlich keine
Scheibe, mit ihrer Krümmung verändert
sich je nach Standort der Winkel zur
Sonne. Der korrekte Winkel für den
Bierdeckel ergibt sich aus dem Breitengrad,
an dem man die Uhr positioniert.
Wersie also in Bern aufstellt, muss das
Wieder Stab
geneigtist,
ergibt
sich ausder
Breite
Zifferblatt auf 46,5 Grad fixieren. Weres
hingegen in Malaga ausprobieren möchte,
der richte den Deckel im 36-Grad-
Winkel aus.
Das Zifferblatt steht immer parallel
zur Erdachse, auf der Nordhälfte der
Erde zeigt der Schattenwerfer etwa in
Richtung Polarstern. Wollte man am
Nordpol eine Sonnenuhr aufstellen,
müsste das Zifferblatt horizontal zum
Boden stehen. Justiertman sie am Äquator,
wird der Deckel vertikal aufgestellt.
Auf der Südhalbkugel hingegen verändert
sich die Ausrichtung des Zifferblattesindie
entgegengesetzteRichtung.
Spaziert man durch alte Städte, stösst
man auch auf Vertikalsonnenuhren –zum
Beispiel an Häuserwänden in Zürich am
Häringplatz, am Haus zum Thiergarten
in Schaffhausen oder am Basler Münster.
Die letztgenannte Uhr verwirrt, denn
über 400 Jahre galt dort die Basler Zeit:
Alle Uhren der Stadt gingen um eine
Stunde vor, beim höchsten Sonnenstand
zeigten sie statt 12 Uhr 1Uhr an. Mit dem
Ablauf verhält es sich bei der Vertikaluhr
ähnlich wie bei unserer selbstgebauten
Äquatorialuhr.Allerdings: Der Schattenwerfer
ist nach unten geneigt. Die
12-Uhr-Ziffer befindet sich ebenfalls am
unteren Rand des Zifferblatts, die Anordnung
verläuft jedoch gegen den Uhrzeigersinn.
Der Winkel des Schattenwerfers
entspricht hier dem Breitengrad,
und die Neigung bezieht sich auf den
Erdboden –nicht auf dasZifferblatt, das
ja senkrecht zur Erde steht.
Mittlerweile gibt es auch topmoderne
Sonnenuhren. So steht auf dem Oberengadiner
Ausflugsberg Muottas Muragl
30 «z –die schönen seiten» ausgabe 2/13

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Alle Zeit
der Welt
seit 1760
(2456 mü.M.) mit der «Sine Sole Sileo»
(«Ohne Sonne schweige ich») dasgenauste
Exemplar der Welt. Vom21. März bis
zum 23. September kann diese Äquatorialsonnenuhr,
deren Zifferblatt parallel
zur Äquatorebene steht, die Zeit auf 10
Sekunden angeben. Im Winter fungiert
sie als Monduhr. Dader Mond letztlich
Sonnenlicht reflektiert, kann man bei
Kenntnis seines Standes auch daraus die
Zeit berechnen.
Auch präzise Stücke für den Privatgebrauch
findet man: Helios hat mit der
«Subsolaris» eine Globus-Sonnenuhr entwickelt,
deren Anzeige auf einem transparenten
Schirm erfolgt. Ein integrierter
Hohlspiegel reflektiert die Sonne und
zeigt die Tages-und Jahreszeit über einen
Lichtpunkt an. Für rund 3600 Franken
erhält man solch ein Unikat für jeden gewünschten
Standort. Alternativ bietet
der Produzent auch günstige Exemplare
an, so mit «Aurora» eine Tisch-Uhr zum
Selberbauen (etwa 90 Franken).
raffinierte Modelle
Interessenten mit grossem Budget
dürften auch bei David Harber fündig
werden. Von der Kugelskulptur über
Obelisken bis zu mit Wasserspielen kombinierten
Kunstwerken verwandelt der
Engländer jedes Grundstück in einen
Lustgarten. Unddassdas uralteKonzept
auch mit Hightech zusammengeht, zeigt
Andreas Kamolz. Für die Bauhaus-Universität
Weimar hat der Produkt-Designer
die «Lux Aeterna» entwickelt. Bei
dieser Uhr wird Sonnenlicht durch eine
Kugellinse in einem Brennpunkt fokussiert.
Über Lichtwellenleiter wird die
Information vom Brennpunkt zum Uhr-
Element geleitet. Das futuristische Exemplar
kann man in Weimar besichtigen.
Neugierig geworden? Falls Sie etwa
Ihrer Jüngsten den «Trick» mit der gebastelten
Uhr demonstrieren wollen – es
verhält sich mit dem Bierdeckel wie mit
der (gar nicht so platten) Erde: Die Pappscheibe
ist nicht der Mittelpunkt, um
den sich alles dreht. Es ist doch vielmehr
die Kleine, die Sonne eben! Florian Zobl
● www.davidharber.co.uk; www.heliossonnenuhren.de;www.markepunktsechs.de;
www.zeitzentrale.ch
«Wir führen nur Marken,
die Geschichte geschrieben haben.
So wie wir auch.»
René Beyer
Uhren & Juwelen
Bahnhofstrasse 31 8001 Zürich
beyer-ch.com