Madame

198 Seiten|Prospekte|20.11 - 31.12.2013Angebot abgelaufenAktuelle Prospekte Angebote in Woosmer

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ANTI-AGING
DIE EIS-
PRINZESSIN
Ein neues Verfahren gegen Mimikfalten auf
der Stirn hält Einzug in deutsche Arztpraxen.
Es heißt „Frotox“ oder „Coldtox“, arbeitet mit
Kälte und soll eine Alternative zu Botox sein
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Fast eine Million Deutsche nutzen jährlich den
verjüngenden Effekt von Botox. Haupteinsatzgebiet
für Botox-Injektionen ist die obere
Gesichtspartie. Botulinumtoxin, wie Botox
eigentlich heißt, hemmt die Signalübertragung
der Nervenzellen zu den Muskeln und
wirkt daher besonders gut gegen Mimikfalten
auf der Stirn. Botulinumtoxin ist ein von Bakterien erzeugtes
Eiweiß, ein Gift, hochwirksam und sogar biowaffentauglich.
Der Name bedeutet übrigens „Wurstgift“
(lateinisch botulus für Wurst und Toxin für Gift) und entstand,
als man 1820 den Zusammenhang von Todesfällen
durch den Verzehr verdorbener Speisen untersuchte.
Extrem verdünnt wird es seit Anfang der 1980er-Jahre in
der Medizin eingesetzt. Es hilft bei neurologischen Bewegungsstörungen,
gegen Migräne, bei urologischen Erkrankungen
und gegen übermäßiges Schwitzen. Die ästhetische
Medizin hat es seit über zehn Jahren in ihrem Anti-Aging-
Repertoire. Obwohl Botox weit verbreitet ist und in vielen
Bereichen eingesetzt wird, gibt es immer wieder auch
kritische Stimmen, schließlich ist und bleibt Botox ein Gift.
Es wundert also nicht, dass schon länger eifrig nach einem
Botox-Ersatz gesucht wird. Ganz neu: „Frotox statt
Botox“ – ein Verfahren zum Einsatz fokussierter Kälte gegen
Falten. Unter der Bezeichnung „Iovera“ geht die von der
amerikanischen Kontrollbehörde FDA (Food and Drug
Administration) zugelassene Methode jetzt in Deutschland
an den Start. Der Münchner Dermatologe Dr. Hans-Ulrich
Voigt hat das neue Verfahren in seiner Praxis 15 Monate
lang getestet. Ein Experten-Gespräch:
Was ist das Besondere an der neuartigen Faltenbehandlung?
Mit „Iovera“ kann zum ersten Mal eine ähnliche Einschränkung
der mimischen Muskulatur an der Stirn erzielt werden
wie mit einer Botox-Behandlung. Der Vorteil: Es muss kein
Toxin, also kein Gift, injiziert werden. Ein weiterer Unterschied
ist der Soforteffekt. Bei Botox-Injektionen muss man
bis zum endgültigen Ergebnis einige Tage warten.
Wie genau funktioniert die Methode?
Bereits in den 1970er-Jahren wurden Versuche unternommen,
Nerven durch Kälte auszuschalten. Damals wurde mit
sensiblen Nerven experimentiert, um Tumorschmerzen
über einen langen Zeitraum auszuschalten. Bereits aus dieser
Zeit ist bekannt, dass verschiedene Teile der Nerven, wie
das Nervenmark (Axon) und die Hüllen, unterschiedlich auf
Kälte reagieren. Das Axon ist am kälteempfindlichsten. Diese
Tatsache wird bei der Behandlung mit „Iovera“ genutzt.
Der Nerv wird für etwa 30 Sekunden auf circa
minus 70 °C gekühlt, wodurch das Nervenmark geschädigt
wird, nicht aber die Hüllen. Das Axon zieht sich sich
daraufhin zurück und wächst dann mit einer Geschwindigkeit
von etwa einem Millimeter am Tag in den intakten
Nervenhüllen wieder nach.
So weit die Theorie. Wie läuft die Behandlung in der Praxis ab?
Zunächst wird der Stirnast des Gesichtsnervs, der etwa in
der Mitte der Schläfe in Richtung Stirnmitte verläuft, mit
einem Nervensuchgerät aufgespürt und markiert. Anschließend
erfolgt eine örtliche Betäubung. Dann wird mit drei
feinen Hohlnadeln in die markierte Stelle eingestochen,
durch die Hohlnadeln strömt flüssiger Stickstoff. Dadurch
FOTOS: Marc Philbert/folio-id.com (1); C. Tech (1); Studio J (2)
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kühlt die Umgebung der Nadeln und folglich auch der Nerv
auf minus 70 °C ab. Die Stirnmuskulatur wird gelähmt, die
Falten verschwinden. Insgesamt dauert die Behandlung
zehn bis 20 Minuten.
Welche Nebenwirkungen gibt es und wie sicher ist „Frotox“?
Die Nebenwirkungen sind nur von kurzer Dauer. Es kann
zu Blutergüssen oder Schwellungen kommen. Schmerzen
während der Behandlung können entstehen, wenn die
Nadeln zu nahe an der Knochenhaut eingestochen werden.
Da die Nervenhöhlen intakt bleiben, kann sich
das Nervenmark wieder ungehindert ausbreiten,
die Regeneration ist dabei auch nach
vielen Behandlungen wieder vollständig.
Der Hauptunterschied zu Botox-Behandlungen?
Es wird kein Toxin injiziert. Mit dem Nervengift
werden viele Ängste verbunden. Es wird
nicht mit chemischen oder sonstigen Substanzen
gearbeitet, sondern nur mit Kälte. Der Effekt
ist jedoch ähnlich.
Was heißt ähnlich?
Der Stirnast der Gesichtsnerven wird drei bis vier Monate
ausgeschaltet, sodass Stirn- und Zornesfalten verschwinden.
Der Unterschied ist, dass die Methode die komplette
Stirnmuskulatur lähmt und deshalb, anders als bei Botox,
nicht auf die individuelle Mimik eingegangen werden kann.
Was sind die Nachteile der neuen Methode?
EXPERTE FÜR ÄSTHETISCHE
MEDIZIN UND DERMATOLOGIE:
DR. HANS-ULRICH VOIGT
Es ist manchmal technisch schwierig, den Stirnast exakt zu
lokalisieren, sodass mehrfach eingestochen werden muss.
Das verursacht Schmerzen und lokale Nebenwirkungen wie
Blutergüsse und Schwellungen. Ein weiterer Nachteil ist,
dass keine Dosisvariation wie bei Botox möglich ist. Es gibt
somit einen Alles-oder-Nichts-Effekt.
Wem würden Sie diese Methode empfehlen?
„Iovera“ ist für Patienten geeignet, die zum einen einen
Soforteffekt wünschen und zum anderen grundsätzliche
Bedenken gegen eine Behandlung mit Toxin
haben. Das Verfahren ist bisher nur für die
Stirnregion möglich, das heißt nur für die
Querfalten und für die senkrechten Zornesfalten.
Da dies allerdings auch die häufigste Indikation
für Botox-Behandlungen ist, halte ich
„Iovera“ für eine gute Alternative.
Es gibt zahlreiche Cremes und Seren, die einen
ähnlichen Effekt wie Botox oder Filler versprechen.
Was ist Ihre Meinung dazu?
In vielen Cremes werden hochdosierte Hightech-Peptide
oder spezielle Wirkstoffkomplexe eingesetzt, um die
Mimikfalten zu entspannen beziehungsweise durch Kollagen
oder Hyaluronsäure Falten wieder zu füllen. Das sind
sicherlich wunderbar unterstützende Pflegemaßnahmen,
die außerdem die Methoden der ästhetischen Medizin perfekt
ergänzen können.
MARINA JAGEMANN
VOLUMENSPENDE AUF DIE SANFTE TOUR
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PUSH UP 1 Neuropeptide sorgen für glattere Haut: „Glamoxy Snake Serum“ von Rodial, um 135 Euro 2 Das botoxähnliche Molekül
Argireline mindert Mimikfalten: „Exclusive Sérum – Faltenauffüllendes Serum“ von Lierac, um 72 Euro 3 Entspannt durch Hibiskusextrakt:
„Dermosthetique Therapie Anti-Rides“ von La Biosthétique, um 100 Euro 4 Sorgt mit Leinsamen- und Sojaextrakt für eine pralle Haut:
„Collagenist Re-Plump Tagespflege“ von Helena Rubinstein, um 100 Euro 5 Mit Dreifach-Hyaluronsäure Fältchen mildern: „Doctor Babor
Derma Cellular Ultimate Wrinkle Filler Effect Balm“ von Babor, um 60 Euro 6 Liftingeffekte verspricht „Neuropeptide Facial Conformer“ von
Perricone MD, circa 495 Euro 7 Stärkt das Proteinnetz der Hautschichten: „Rénergie Multi-Lift Reviva-Plasma“ von Lancôme, um 100 Euro
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