mbeat Entertainment Magazin

76 Seiten|Müller|1.9 - 30.9.2013Angebot abgelaufenAktuelle Müller Angebote in Scholterhaus

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Kino | Features The World’S End Like icE iN The Sunshine Mit dem Abschluss seiner „Cornetto-Trilogie“ knüpft das bewährte Team um Edgar Wright, Simon Pegg und Nick Frost an selige „Shaun“- und „Hot Fuzz“-Zeiten an. 90 bPM Wahrscheinlich muss man sich das Zusammentreffen von Wright, Pegg und Frost - vor allem erstere ja längst auch in Hollywood hyperaktiv - ähnlich vorstellen wie jenes unserer filmischen Protagonisten. Denn hier wie dort haben es (fast) alle zu etwas gebracht in ihrem Leben, sind die Erinnerungen an glorreiche „Spaced“-Zeiten (warum nimmt sich eigentlich kein deutscher Verleih dieser Kultserie an?) ein Ideal, das im großen Leinwandkontext so einfach nicht widerholt werden kann. In „The World’S End“ ist es trotzdem ausgerechnet Simon Peggs King, der an der Vergangenheit festhält und mit (ziemlich sensationellem) 90s-Sound über sein T-Shirt bis hin zum Auto jener Ära huldigt, in der er mit seinen Freunden Andrew (Nick Frost), Oliver (Martin Freeman), Steven (Paddy Considine) und Peter (Eddie Marsan) die örtlichen Pubs des Heimatstädtchens heimgesucht hat. Während es seine Buddies alle zu einem anständigen Leben gebracht haben, lässt King nichts unversucht, ehemaligem Mackertum zur Renaissance zu verhelfen und endlich jene Sauftour zu machen, die im legendären „World’s End“, dem zwölften und letzten Pub der Ortschaft, ihr Ende finden soll. Zwar trägt seine Überzeu68 gungsarbeit Früchte, die aber zerplatzen spätestens mit dem ersten Kopf der so braven Kleinstadtbürger. Denn als King in einer Auseinandersetzung sein Gegenüber blaublutspritzend enthauptet, wird klar, dass längst nicht alle der vermeintlich lieben Mitbürger irdischen Ursprungs sind. Im Gegenteil entspinnt sich in bester „Körperfresser“-Manier ein Szenario, in dem das Quintett zur scheinbar letzten menschlichen Widerstandszelle mutiert. Selbstverständlich mit gewohnt schwarzhumoriger, drastischer und nicht zuletzt auch Herz und Gemüt erwärmender Konsequenz. Dass das Ergebnis zum echten Referenzfundus nicht nur für Fans der Vorgängerfilme geworden ist, war dabei zu erwarten. Nicht aber, dass es „The World’S End“ als Abschluss der sogenannten „Cornetto-Trilogie“ sogar gelingt, „Shaun Of The Dead“ und „Hot Fuzz“ in Sachen Aberwitz zu übertreffen. Das Jahr nach der nicht stattgefundenen Apokalypse scheint ein gutes Jahr für deren Veralberung zu sein. Denn zusammen mit „This Is The End“ gehört „The World’S End“ zu den witzigsten und gleichzeitig sperrigsten Komödien des Jahres. ss The World’S End | Universal / Uk 2013 | Regie Edgar Wright | Darsteller Simon Pegg, Nick Frost, Martin Freeman | Filmstart 12.09.

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Features | Kino White House Down Roland Did iT agaiN … Dass ein schiefgelaufenes Vorstellungsgespräch nicht unbedingt bedeuten muss, dass es dem Bewerber an den geforderten Qualitäten mangelt, das bestätigt Emmerichs neuster Katastrophenreißer auf ziemlich heiklem Terrain: Es geht um nichts weniger als die Rettung des amerikanischen Präsidenten. 70 bPM Einmal mehr fegt Hollywood-Sprengmeister Roland Emmerich mit brachialer Wucht über die wichtigsten Symbole amerikanischen Nationalbewusstseins, einmal mehr hat das Weiße Haus unter seiner cineastischen Destruktivität zu leiden, selbst die Air Force One kann der Leinwandkehrwoche nicht entkommen, zerbirst im aufwendig animierten Flammenmeer. Nachdem er mit dem brillanten 2011er „Anonymus“ noch für ihn völlig untypische Pfade beschritten hat, gräbt der deutsche Starregisseur nun erneut das Terror- und Katastrophenkriegsbeil aus, spielt erneut mit den tief verwurzelten Ängsten der 9/11-Nation. Glänzte das erwähnte Shakespeare-Highlight noch mit kunstvoll verflochtenem Drehbuch und anspruchsvollem Plot, besinnt sich „White House Down“ erneut auf hübsch-kurzweiligen Krach-Bummautsch ohne viel Tiefgang. Channing Tatum, der eben noch als Captain Duke im „G.I. Joe“ umhersprang, bewirbt sich hier als John Cale bei der Nsa um einen Job als Personenschützer, Zielperson: der amerikanische Präsident (Jamie Foxx). Kurz, er bekommt die Stelle nicht. Und irgendwie doch. Denn als Johnny Boy mit Töchterchen Emily im Anschluss an das missglückte Gespräch die versprochene Besichtigungstour durch den Amtssitz starten will, wird das Weiße Haus von Terroristen angegriffen. Und so schlüpft der Bewerber kurzerhand in jenes ohnehin schon besudelte Rippunterhemd, das bereits Bruce Willis gut zu Gesicht gestanden hat, wird aus John Cale von jetzt auf eben John Mcclane. Oder bilden wir uns das alles nur ein? Vergleiche mit den berühmten „Die Hard“- und „Air Force One“-Vorgängern drängen sich förmlich auf, während Mr. Cale verbittert ums Überleben von Mr. President kämpft. Und wenn das rüstige Staatsoberhaupt dann auch noch mitmacht, indem es mit der Sohle seiner Kultsneakers den Verbrechern zusetzt („Finger weg von meinen Jordans!“), dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Menschheit vor den skrupellosen Schurken gerettet wird. Klappe zu, nationales Trauma verstoffwechselt. Und was haben wir davon? Wir genießen - wohl wissend, was uns erwartet - ein Paradebeispiel des in alle Himmelsrichtungen explodierenden Emmerich’Schen Popcornkinos. Das uns mit Tatum vermutlich einen, wenn nicht Den designierten Nachfolger in Das Entertainment Magazin von der Ahnenreihe von Willis, Pitt und Smith ins aufwendig dekorierte Schaufenster stellt. Etwas kurios, dass Hollywood mit „Olympus Has Fallen“ (hier dürfen Freeman, Butler und Eckhart um die Geschicke des amerikanischen Staatsvorstehers ringen) fast zeitgleich einen Actioner aus der Taufe hebt, dessen Story - na, sagen wir mal: ziemlich ähnlich ist. Maskuline Urgelüste nach amtlich Bumsfallera werden bei beiden gestillt, Emmerich lässt’s allerdings noch hübscher krachen. Einen Shakespeare darf man freilich trotzdem nicht erwarten … cl White House Down | Sony / Usa 2013 | Regie Roland Emmerich | Darsteller channing Tatum, Jamie Foxx, Maggie gyllenhaal | Filmstart 05.09. 69