freunde-Magazin

104 Seiten|Zoo & Co.|15.8 - 13.11.2013Angebot abgelaufenAktuelle Zoo & Co. Angebote in Frechen

Kommentare Text Suche

Seite 42

Wölfe - unsere neuen, alten Mitbewohner D ie Meldung aus Niedersachsen ist erst wenige Monate her: „Die scheue, streng geschützte Art der Wölfe breitet sich nach der natürlichen Rückkehr der Tiere weiter aus. Wie das Wolfsmonitoring im Auftrag des Landesumweltministeriums ergab, leben inzwischen zehn Wölfe in Niedersachsen.“ Und es sind nicht die einzigen grauen Jäger, die von Osten her den Weg zurück nach Deutschland gefunden haben. Laut Stand April 2013 streifen hierzulande mittlerweile 19 Rudel, vier Wolfspaare und sieben Einzelwölfe umher, also insgesamt rund 100 Wölfe - nachdem sie mehr als 150 Jahre lang ausgerottet waren! Umweltschützer freuen sich über den großen Erfolg für den Naturschutz. In Ost- und Norddeutschland haben unzählige Menschen ein neues Hobby gefunden: Sie machen sich auf die Spur der Wölfe. Die grauen Gesellen faszinieren ungemein - und noch dazu sind sie so scheu, dass man sehr geduldig sein muss, um wirklich einen der Vierbeiner zu Gesicht zu bekommen. Dafür ist es ein echtes Highlight, wenn es gelingt. Ansonsten lassen sich Pfotenabdrücke und Hinterlassenschaften entdecken. Diese werden von Fachleuten analysiert - Wolfsbeobachter, Förster, Umweltschützer, Biologen und Verwaltung arbeiten Hand in Hand, um den Wölfen die Rückkehr in die einstige Heimat zu erleichtern. Vor allem Aufklärung tut Not, heißt es seitens der Naturschutzorganisation Wwf: „Wie alle Beutegreifer sind Wölfe nicht ‚böse’, sondern extrem wichtig innerhalb ökologischer Systeme. Da sie vor allem kranke und schwache Tiere jagen, fungieren sie als eine Art ‚Gesundheitspolizei’ - und unterstützen so eine intakte Natur.“ Das Verständnis für den Wolf hat sich gewandelt - vom vormals blutrünstigen, gefährlichen Räuber, von „Rotkäppchen und der böse Wolf“ sowie „Peter Kleiner Wolf ganz groß Riesige Freude gab es bei Wolfsfreunden in ganz Deutschland, als hierzulande im Jahr 2000 erstmals nach 150 Jahren wieder junge Wölfe in Freiheit geboren wurden. Das Ereignis fand in der sächsischen Oberlausitz statt. Die Wolfsmutter sucht beizeiten eine Höhle und bringt die Jungen dort zur Welt. Wolfsjunge bleiben bis zur Geschlechtsreife bei ihren Eltern, also gut zwei Jahre. Jene Tiere, die über ein Jahr alt sind, unterstützen die Wolfseltern dabei, den nächsten Wurf großzuziehen. Wenn die kleinen Racker dann geschlechtsreif werden, wandern sie ab, um sich einen Partner und ein gemeinsames neues Revier zu suchen. 42 und der Wolf“ hin zur Begeisterung für die schönen, sehr sozial geprägten Tiere. Aber immer noch gibt es auch Vorbehalte in der Bevölkerung, nicht zuletzt seitens der Schäfer, die um ihre Tiere fürchten. Der Wwf fördert deshalb unter anderem die Ausbildung von Herdenschutzhunden. Sie werden eineinhalb Jahre lang trainiert und unterstützen anschließend die Schäfer dabei, die Sicherheit der Herden zu garantieren. „Wir Menschen in Deutschland müssen - auch als Naturschützer - erst wieder lernen, mit dem Wolf in unserer Nachbarschaft zu leben“, sagen auch die Fachleute vom Nabu. „Der Wolf ist weder als mythisches Überwesen zu verherrlichen noch als alles bedrohende Bestie zu verteufeln. Er ist ein Beutegreifer, dem sein Platz in unserer freien Natur wieder zugestanden werden kann.“ Und so kommt es, dass heutzutage die einzigen Fallen, in die ein Wolf tappen kann, Fotofallen sind. Gelingt mit ihrer Hilfe ein Schnappschuss, ist die Begeisterung unter den Wolfsfreunden groß. Auf den Bildern sind mittlere Wolfsexemplare zu erkennen - die größten gibt es in Lettland, Alaska und Kanada, sie messen bis zu 160 Zentimeter, hinzu kommt noch der Schwanz mit bis zu 52 Zentimetern. „Unsere“ Wölfe hingegen haben mit rund 110 Zentimetern Kopf-Rumpf-Länge in etwa die Größe eines großen Hundes. © Bild: Xk - Fotolia.com © Bild: Alexander von Düren - Fotolia.com © Bild: Alexander von Düren - Fotolia.com

Seite 43

Wölfe sind sehr anpassungsfähig und für ihre soziale Art bekannt. Sie leben in festen Revieren, die sie anderen Rudeln gegenüber verteidigen. Diese Reviere markieren sie rundherum - und nachts melden sie sich mit dem wolfstypischen „Heulen“, das manchmal von anderen Rudeln in Nachbarrevieren beantwortet wird. Wenn Sie es nachts hören sollten, ist das kein Grund zum Fürchten, sondern zur Freude, weil der Wolf bei uns wieder heimisch wird. vWas unterscheidet den Hund om Wolf? (aa) Unsere Faszination für Wölfe rührt nicht zuletzt daher, dass viele von uns den Wolfs-Nachfahren Hund als treuen Begleiter im Leben über alles schätzen. Tatsächlich jedoch unterscheiden sich Wolf und Hund heute in vielen Punkten - einmal abgesehen davon, dass viele Hunderassen optisch kaum mehr Ähnlichkeit mit den Vorfahren haben. Aber selbst bei wolfsähnlichen Hunden wie dem Schäferhund erkennt man Unterschiede. Wölfe tragen ihre Rute waagerecht oder lassen sie hängen, während Hunde den Schwanz oft nach oben recken. Ihr Rumpf ist länger als beim Haushund, die Augen sind schräg gestellt. Auch der Unterkiefer und die Anordnung der Schneidezähne sind beim Wolf anders. Hinzu kommt, dass Wölfe nur einmal im Jahr Junge werfen, Hunde hingegen meistens zweimal. Außerdem werden Hunde mit sieben bis zwölf Monaten viel früher geschlechtsreif als Wölfe (ab zwei Jahre). Und last but not least verfügen unsere Hunde über eine angeborene Zahmheit und wählen gerne den Menschen als Sozialpartner. Das wird beim Wolf kaum vorkommen, denn in dieser Hinsicht trennen die beiden die viele tausend Jahre Domestikation, die der Hund durchlaufen hat. 43 © Bild: Alexander von Düren - Fotolia.com