mbeat Entertainment Magazin

76 Seiten|Müller|1.9 - 30.9.2013Angebot abgelaufenAktuelle Müller Angebote in Scholterhaus

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Cd des Monats 80 bpm Keine zwei Jahre ist es her, da war Caleb Followill, Mastermind des Quartetts aus Nashville/tennessee, ein Schatten seiner selbst. Ein ausgepowerter Endzwanziger, der zu viel getrunken hatte, mit dem Rummel um sich und seine Band so gar nicht klarkam, Interviews und lange Konzertreisen als Tortur empfand und lediglich vom Schaukelstuhl auf der heimischen Veranda träumte. Logische Folge: Am 27. Juli 2011 ging er während eines Auftritts in Dallas von der Bühne - und kam nicht mehr zurück. Der Auftakt zu einer Selbstfindungsphase, in deren Verlauf die Vier aktive Familienplanung betrieben, ihre inneren Batterien aufluden und ein Dutzend neuer, starker Songs schrieben. Caleb, wie wichtig war die Pause? Wie nötig hattet ihr sie? Bitternötig. Einfach weil wir völlig durch waren. Und das gebe ich nicht gerne zu, denn normalerweise sind wir richtige Arbeitstiere, die doppelt so hart schuften wie alle anderen. Aber irgendwann erreicht halt jeder den Punkt, an dem der Körper nicht mehr kann. An dem er dir sagt, dass er nicht bereit ist, weiterzumachen. Und bei uns war das quasi der Denkzettel für Angeblich warst du danach auf Entzug? Ich habe alles getan, um mein Leben in den Griff zu kriegen und da ein bisschen Ordnung und Struktur reinzubringen. Einfach weil ich das brauchte. Inklusive heiraten und Nachwuchs zeugen? Ganz genau. Ein kleines bisschen Normalität in einem verrückten Leben - das ist sehr wichtig. Was ist das für ein Gefühl, Vater einer kleinen Tochter zu sein? Welchen Einfluss hat sie auf dich? Sie ist das Beste, was mir passieren konnte. Eben ein guter Grund, um morgens aufzuwachen. Und sie sorgt dafür, dass ich etwas schaffen will, das sie stolz auf mich macht. Sprich: Ich bin bereit, noch härter zu arbeiten als bisher - aber dabei auch gesünder und verantwortungsbewusster vorzugehen. das Tempo, das wir vorgelegt hatten - eben fünf Alben in zehn Jahren. Was definitiv nicht gesund ist. Ich meine, in der Zeit hatten wir keine richtigen Beziehungen, keinen Ausgleich, sondern nur uns und unsere Musik. Und Dallas war der Schlusspunkt - es ging nicht mehr. Kings of Leon Southern Comfort Privatjets, Supermodels, wüste Trinkgelage: Zehn Jahre und fünf Alben haben die Followills gefeiert, als gäbe es kein Morgen. Jetzt, nach längerer Pause, melden sie sich als Ehemänner, Familienväter und geläuterte Rockmonster zurück. Nur, um mit „Mechanical Bull“ eines der besten Alben ihrer Karriere vorzulegen. 08

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Cd des Monats Wie autobiographisch ist dann die erste Single „Supersoaker“, der Supersäufer? Ist das dein früheres Ich? Na ja, ich habe schon versucht, meinen Spaß damit zu haben - also das, was ich durchgemacht habe, mit Humor zu verarbeiten. Eben indem ich über jemanden schreibe, der auf dem Weg nach ganz oben ist, aber dann - aus Angst vor dem eigenen Erfolg - die Notbremse zieht. Was mir nie passieren würde. (lacht) Deshalb setze ich da an, wo diese Person aufgibt. Nach dem Motto: Wenn du es nicht tust, mache ich es halt. Womit ich zum Ausdruck bringen will, dass man seine Chancen nutzen muss. Was ist mit dem Albumtitel „Mechanical Bull“, der mechanische Bulle? Ist das eine ähnliche Metapher? Eben dafür, mit einer Mischung aus Geschick und Können im Sattel zu bleiben? Es geht weniger um diesen Partygag, den man in irgendwelchen Bars findet, als um die holprige Reise, die man damit assoziiert. Eben die, die wir mit dieser Band hingelegt haben und die uns gezeigt hat, dass man sich richtig festhalten muss, um weiterzukommen. Wobei man gleichzeitig an Ausdauer und Wissen gewinnt. Und - noch viel wichtiger - man will es immer wieder aufs Neue erleben. Weshalb ich den mechanischen Bullen für eine nette Metapher halte. Für etwas, das lustig und nicht zu kompliziert ist. Denn wir tendieren stellenweise dazu, ein bisschen zu ernst zu sein, und das wollten wir diesmal auf jeden Fall vermeiden. Eben dass sich die Leute am Kopf kratzen und fragen: „Was zum Teufel soll das?“ Wobei es nicht so leicht sein dürfte, einerseits erwachsen und seriös zu sein, andererseits aber nicht danach zu klingen. Stücke wie „Beautiful War“ und „Temple“ sind zwar Referenzen ans neue Familienglück, ansonsten gebt ihr euch aber betont rau und ungeschliffen … Das ist eine Sache, über die wir uns einen ziemlichen Kopf gemacht haben. Eben: Als Menschen sind wir längst woanders - wie kriegen wir es hin, ein Album zu machen, das nicht nach langweiligen alten Säcken klingt? (lacht) Zumal die Songs zu einer Zeit entstanden sind, als meine Frau schwanger war, und ich mir eine Menge Gedanken über die Zukunft gemacht habe. Schließlich hat man als Vater und Ehemann eine gewisse Verantwortung, und der stelle ich mich. Aber nachts, wenn sie eingeschlafen war, bin in mein Büro im Keller, habe mir einen guten Scotch genehmigt, die Gitarre eingestöpselt und versucht, wieder jung zu sein. Ich wollte die Verantwortung für eine Sekunde vergessen. Und deshalb sind da etliche Stücke, die einen jugendlichen, lustigen Vibe haben. Auch, wenn du natürlich etDas Entertainment magazin von 09