mbeat Entertainment Magazin

68 Seiten|Müller|1.8 - 31.8.2013Angebot abgelaufenAktuelle Müller Angebote in Scholterhaus

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Kino | Features Lone Ranger Fluch Des Wilden Westens 90 Bpm Auf fast 3.000 Episoden hat es der „Lone Ranger“ in den 30er-Jahren als Radioheld gebracht, bevor er es in den 50er-Jahren zunächst auf die Tv-Bildschirme und später sogar einige Male ins Kino schaffte. Zumindest in Deutschland hat er damit wenig bleibenden Eindruck hinterlassen. Hier ist der maskierte Rächer ungefähr ebenso bekannt wie der (gefloppte) „John Carter Of Mars“ oder eine Themenparkattraktion rund um Piraten. Letztere hat es als Ausgangspunkt für eine der erfolgreichsten Filmreihen des letzten Jahrzehnts mittlerweile trotzdem zu enormer Popularität gebracht. Was den produzierenden Disney-Studios wohl Hoffnung gegeben hat, dass mit dem 250 Millionen Dollar teuren Film noch einmal Vergleichbares gelingen könnte. Immerhin kommt Johnny Depp als indianischer Sidekick Tonto wie im „Fluch der Karibik“ die eigentliche Hauptrolle zu. Er berichtet in der Retrospektive von seiner Freundschaft mit dem Anwalt John Reid (Armie Hammer), den es aus der Stadt in den unwirtlichen Westen zurückverschlagen hat, wo das Greenhorn in einer spektakulären Actionsequenz zunächst die Bekanntschaft mit dem inhaftierten Indianer Tonto macht. Und zwar während einer Zugfahrt, die dank eines brutalen Überfalls mächtig aus den Rudern bzw. den Gleisen läuft. Was ohne Weiteres zum Höhepunkt eines handelsüblichen Blockbusters taugt, ist hier allerdings erst der Auftakt für ein zweieinhalbstündiges Spektakel, in dem Reid erst Aus der Karibik in die amerikanische Wüste: Das „Pirates“-Team um Johnny Depp und Gore Verbinski nimmt sich einer amerikanischen Pulp-Ikone an. Und macht aus einer angestaubten Westernsaga die Popcorn-Achterbahnfahrt des Sommers. seinen Bruder und dann fast auch sein Leben an den üblen Outlaw Butch Cavendish (William Fichtner) verliert. Vom Indianer auf mythischen Wegen ins Leben zurückgeführt, trägt Reid als „Lone Ranger“ fortan eine Maske, um nicht nur den Tod seines Bruders zu rächen, sondern auch Tonto zu helfen, eine die ganze Region gefährdende Bedrohung auszuschalten. Verbinski setzt dabei auf die gleiche Mischung aus atemberaubenden Action-Set-Pieces, Slapstick und skurrilen Figuren, die bereits die „Pirates“ zum weltweiten Hit hat werden lassen und tatsächlich funktioniert die gut geölte Maschine exakt so, wie man es sich erwartet: Als in die Wüste verlegter „Fluch der Karibik“, der vom Schauplatzwechsel und den neuen Figuren durchaus zu profitieren weiß. Warum das in den Usa nicht hat funktionieren wollen, weiß der Himmel. Wir wissen zumindest, dass das Wildwest-Spektakel zumindest in unseren Augen erstaunlich unterhaltsam ist. ss Lone Ranger | Disney / Usa 2013 | Regie Gore Verbinski | Darsteller Armie Hammer, Johnny Depp, Tom Wilkinson | Filmstart 08.08. 60

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Features | Kino Elysium Und Gerechtigkeit Für Alle ... Aus dem „District 9“ in eine noch dystopischere Zukunft. Regisseur Neill Blomkamp lässt die Schere zwischen Arm und Reich ganz weit aufgehen. Und spaltet die Menschheit in ein tricktechnisch eindrucksvolles Unten und Oben. Im Jahr 2154 spielt der neue Film des „District 9“-Visionärs (und Fast-„Halo“-Regisseurs) 90 Bpm Neill Blomkamp. Das von ihm beschworene Szenario wirkt aber sehr viel näher. Denn wie schon in seinem packenden Alien- und Apartheitsdebüt legt der Südafrikaner allergrößten Wert auf Authentizität. Und die beginnt eben nicht erst bei einem erdigen Setdesign, das diese Zukunft absolut möglich erscheinen lässt, sondern schon bei einem Plot, von dem wir angesichts tatsächlicher Zustände und Konflikte mit Sicherheit keine 100 Jahre mehr entfernt sind. Wobei eigentlich ja alles ganz wunderbar ist auf „Elysium“: Die Menschheit lebt hier in Saus und Braus, medizinische Probleme werden per Knopfdruck beseitigt, der pure Luxus also. Für die Privilegierten und Reichen. Denn „Elysium“ schwebt als riesige Raumstation für die oberen Zehntausend im Orbit, wohingegen der Rest der Menschheit auf einer ausgebeuteten und kaputten Erde ihr kümmerliches Dasein fristet. Fluchtversuche nach oben bzw. illegale Einwanderungsversuche werden mit Das Entertainment Magazin von Waffengewalt zurückgeschlagen. In dieser Situation trifft es Fabrikarbeiter Max besonders hart, dass er nach einem Unfall an Krebs erkrankt und nur fünf Tage Zeit hat, auf „Elysium“ Heilung zu erfahren. Unterstützt von einigen Freunden und aufgepimpt durch ein mächtiges Exoskelett macht Max sich daran, die Auseinandersetzung mit „Elysium“-Bürokratin Delacourt (Jodie Foster) und ihrer bestens ausgestatteten Geheimpolizei aufzunehmen. Und so für eine Zukunft zu kämpfen, in der die Menschen vielleicht wieder ein bisschen gleicher werden. Segregation, Überbevölkerung, Rohstoffverknappung und mehr: Die Zukunft, die Blomkamp für unsere Erde ins Auge fasst, hat wahrscheinlich mehr mit unserer jetzigen Wirklichkeit zu tun, als uns lieb sein kann. Aber das zeichnet gute Science-Fiction schließlich aus: Dass sie uns zum Nachdenken über das Hier und Jetzt bringt und dies im filmischen Idealfall auf besonders eindrucksvolle Art und Weise tut. In dieser Hinsicht ist „Elysium“ den anderen diesjährigen Sci-Fi-Vehikeln von „Oblivion“ bis „After Earth“ weit voraus. Mit erstaunlicher Härte, wenigen Kompromissen und einem für das mit 90 Millionen Dollar noch überschaubare Budget sensationellen Look legt Blomkamp seinen Finger in die Wunden unseres Sozialgefüges und denkt es spektakulär weiter. Popcorn mit viel Hirnschmalz also und deswegen unsere Blockbusterhoffnung des Jahres! cb Elysium | Sony / Usa 2013 | Regie Neill Blomkamp | Darsteller Matt Damon, Jodie Foster, William Fichtner | Filmstart 15.08. 61