Hotelier TV Programm

46 Seiten|Prospekte|20.11 - 31.12.2013Angebot abgelaufenAktuelle Prospekte Angebote in Dischingen

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HOTELER TV & RADIO präsentiert: TV-Programm für Hotellerie & Gastronomie – Oktober 2013
Enthüllungsbuch über Luxushotels
„Hotel Fünf Sterne – Reichtum, Macht und die Leiden einer jungen Angestellten“
Von Hotelfachfrau Stefanie Hirsbrunner
Wenn Tausende von Euros für eine Nacht in einem Hotelzimmer bezahlt
werden, erlauben sich die Gäste dort alles. Nicht nur die Verwüstung des
Zimmers, sondern auch ein etwas eigenwilliger Umgang mit dem Hotelpersonal
gehören offenbar dazu. Stefanie Hirsbrunner hat einige Jahre als Hotelfachfrau
in der glanzvollen Welt des berühmtesten Luxushotels Deutschlands gearbeitet
und dabei Unfassbares erlebt: Ob sexuelle Übergriffe oder ekelerregende Hinterlassenschaften
– im Namen des „Service“ darf sich jeder alles erlauben, sei es der Gast
oder der Vorgesetzte. Es gibt nichts, was es nicht gibt. „Hotel Fünf Sterne - Reichtum,
Macht und die Leiden einer jungen Angestellten“ ist brisantes Buch, das den Verlust
gesellschaftlicher und moralischer Verantwortung hinter Hotelmauern entlarvt und
die Frage aufwirft, wie Moral und Reichtum zusammenhängen.
Stefanie Hirsbrunner
Sehen Sie dazu einen Report bei HOTELIER TV:
http://www.hoteliertv.net/aktuelles/enthüllungsbuch-über-luxushotelshotel-fünf-sterne-reichtum-macht-und-die-leiden-einer-jungen-angestelltenvon-hotelfachfrau-stefanie-hirsbrunner/
Stefanie Hirsbrunner, geboren 1980, ist Diplom-Politologin und gelernte Hotelfachfrau.
Sie absolvierte ihre Berufsausbildung in einem deutschen Fünf-Sterne-Hotel
und war anschließend mehrere Jahre in der Hotellerie beschäftigt. Nach einem längeren
Aufenthalt in Westafrika schloss sie ein Studium der Politikwissenschaft an.
Heute arbeitet sie in Berlin als Universitätsdozentin und freie Trainerin hauptsächlich
zu Afrika und interkultureller Kompetenz. In diesem Bereich publiziert sie regelmäßig
Essays, zuletzt „Sorry about Colonialism ... Weiße Helden in kontemporären Hollywoodfilmen“
(2012).
Auszüge aus dem Buch:
Skandalöse Verhältnisse hinter Glanz und Glamour – Wenn aus
„very important persons“ plötzlich „very immoral persons“ werden…
Fünf Sterne! Wer vor so einem Hotel steht, kann in der Regel nur staunen und träumen:
vom Luxus der Reichen und Schönen – und davon, selbst eines Tages Teil
dieser Welt zu sein. Stefanie Hirsbrunner weiß, dass die glitzernden Fassaden trügen.
Vier Jahre hat sie in dem Hotel gearbeitet und dabei Unfassbares erlebt. Ob sexuelle
Übergriffe oder ekelerregende Hinterlassenschaften in den Schuhen für den
Reinigungsservice – nach ihrer Tätigkeit in einer der nobelsten Adressen Deutschlands
kann sie nichts mehr erschüttern. Denn in dieser abgeschirmten Zelle der
Diskretion ist alles möglich: für Geld wird nicht nur das Schweigen der Angestellten
erkauft, sondern auch der letzte Rest an Anstand. Von den Machtspielchen unter
den Mitarbeitern ganz zu schweigen ...
„Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ – diesen Satz hat sie bei meiner Ausbildung in
einem luxuriösen Fünf-Sterne-Plus-Grandhotel ständig gehört. Er bedeutet, dass
man einige Jahre ohne zu murren die niedersten Arbeiten verrichten muss. Neben
Zimmer putzen, Küchendienst, Kofferschleppen, und Kellnern liegt die eine oder
andere branchenübliche Schikane an – und das zu jeder Tages- und Nachtzeit, am
Wochenende wie an Feiertagen. Niemand spricht darüber, wie die eigene Persönlichkeit
geformt wird, wenn sie einem andauernden „Druck von oben“ ausgesetzt ist.
Es braucht Skrupellosigkeit bei der Durchsetzung der eigenen Interessen. Man muss
fähig sein, den Weisungen der Vorgesetzten und den Wünschen der Gäste bedingungslos
zu entsprechen, so absurd und erniedrigend sie auch sind.
Man darf auch nicht zimperlich gegenüber Anfeindungen, Intrigen oder einem rauen
Umgangston sein. Man muss hart im Nehmen und unermüdlich im Einstecken
sein – dann führt der Weg des Angestellten „da unten“ vielleicht „ganz nach oben“.
„Das Luxushotel als Mikrokosmos unserer Gesellschaft lässt Rückschlüsse darüber
zu, wohin wir als Gemeinschaft steuern und wie wir uns selbst gern sehen“, so Frau
Hirsbrunner. |
„Service first“
Nichts kann meine Erinnerung an meine Zeit bei den
Reichen und Schönen wohl besser auf den Punkt bringen
als die folgende Szene: Zu den besonderen Serviceleistungen
eines Luxushotels gehört die Reinigung
der Schuhe. So mancher Gast bringt bei seinem Aufenthalt
gleich den Großteil des heimischen Schuhschranks
mit. Wenn der Hoteldiener dann in der Nacht
seine Runden über die Flure dreht, sammelt er alle
Schuhe ein, und morgens erwarten diese den Gast
wie von Geisterhand auf Hochglanz poliert vor der
Zimmertür. Das ist der Normalfall.
Nicht normal war der Anruf, den ich an diesem einen
Tag an der Rezeption entgegennahm. Ein Gast bat
darum, dass sofort, jetzt am Nachmittag, jemand zu
seiner Suite hinaufkäme, um seine Schuhe zu reinigen.
Sein Tonfall war forsch, aber nicht unfreundlich. Also
schickte ich gleich einen Kollegen hinauf. Fünf Minuten
später klingelte das Telefon erneut. Es war mein
Kollege. Ob in der Suite ein Hund wohnen würde? Ich
sah im Gästeprofil nach, fand jedoch keinen Hinweis
darauf. Mein Kollege zögerte.
„Was ist denn los?“, fragte ich.
„Das musst du dir selbst ansehen“, antwortete er.
Also machte ich mich auf den Weg nach oben. Dort
28 | Oktober 2013 Ausgewählte TV-Sendungen über die wunderbare Welt der Hotellerie und Gastronomie - präsentiert von HOTELIER TV

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Täglich neue Sendungen auf www.hoteliertv.net
sah ich meinen Kollegen – ein großer, kräftiger Kerl,
dem grundsätzlich jede Uniform zu klein oder zu
knapp war – fasziniert auf ein Paar Budapester zu seinen
Füßen starren. Sobald er mich bemerkte,
schnappte er nach Luft und quetschte mit ausgestrecktem
Zeigefinger in Richtung der Schuhe immer
wieder ein „Guck mal, guck mal“ heraus. Die Schuhe
sahen zunächst aus wie jedes andere Paar teurer Herrenschuhe:
schwarz, Leder, oval-längliche Form. Aber
dann fiel mir etwas darin auf. Ich musste mich herabbeugen,
um zu erkennen, was es war, schreckte aber
sofort wieder hoch. Das war Kacke! In jedem der Schuhe
lag eine Kackwurst, säuberlich drapiert. Fassungslos
drehte ich mich zu meinem Kollegen um. Als der
mein Gesicht sah, war es endgültig um ihn geschehen.
Er lachte und lachte, und dieses Lachen schien zu fragen,
wie man so etwas nur ernsthaft wagen konnte: In
einer der teuersten Suiten eines Luxushotels einchecken,
fein säuberlich die Schuhe parat stellen, sich
darüberhocken, seinen Darm entleeren und dann im
wahrsten Sinne des Wortes kackfrech an der Rezeption
anrufen und um einen Schuhputzdienst bitten.
Aber, und das ist der eigentliche Lacher, letztendlich
fand selbstverständlich auch dieser Gast seine Schuhe
auf Hochglanz poliert wieder vor seiner Tür vor.
Ganz so, als wäre nichts gewesen. Denn: „Service first“
– in einem Luxushaus wie dem Hotel unbedingt und
ausnahmslos.
Eingesperrt beim „nackten Irren“
Man wusste also als Angestellte nie, was einen erwartete,
wenn man im Hotelzimmer das Ende des Gangs
erreicht hatte und in Richtung Bett abbog. Auch Herr
Unger, dessen Zimmer ich gerade betreten hatte, hatte
sich etwas Hübsches ausgedacht. Er stand am Fenster
neben dem Fußende des Bettes und war nackt.
Nicht einmal die obligatorisch banalen Socken trug er.
Ob er schon eine Erektion hatte oder nicht, kann ich
heute nicht mehr so genau sagen. Ich erinnere mich
aber an seine begrüßenden Worte: „Wie schön, dass
Sie endlich da sind! Ich habe uns da auch schon einmal
etwas vorbereitet!“ Er lächelte breit und drückte auf
die Fernbedienung, die er in der Hand hielt. Im Fernseher
hinter mir sprang ein Porno mit den entsprechenden
Geräuschen an. Während ich reflexartig den
Kopf drehte, huschte der Nackte flink an mir vorbei
und warf die Zimmertür ins Schloss. Mein Fluchtweg
war abgeschnitten. Jetzt packte mich kalte Angst. Ich
brachte kein Wort heraus und wich langsam vor ihm
zurück. Ich weiß nicht mehr, was er sprach. Meine Gedanken
rasten. Ich hatte kein Telefon dabei, weil Azubis
keines haben durften. Das Zimmertelefon war von
meiner Position aus zu weit weg. Würde meinen Kollegen
auffallen, wenn ich nicht wiederkäme? Wann
würde es auffallen? Hatte ich Bescheid gesagt, in
welchem Zimmer ich war? Herr Unger war nicht besonders
groß. Ich könnte ihn wegstoßen, mich an ihm
vorbeidrängen und so versuchen, die Tür zu erreichen.
Ich nahm all meinen Mut zusammen. Stark aussehen!
Keine Angst zeigen! Solche Männer fürchten starke
Frauen, sagte ich mir. In dem Moment packte er meine
Schulter und sagte irgendwas. Ich erwachte augenblicklich
aus meiner Angststarre, stieß ihm beide
Hände vor die eklig haarige Brust, schaffte es irgendwie
zur Tür, riss sie auf und rannte davon.
Als ich im Büro vom Roomservice ankam, schlug mein
Herz immer noch so hart gegen meine Brust, dass ich
keinen gescheiten Satz bilden konnte. Ich fing an, etwas
von einem Nackten zu stammeln, und nannte
immer wieder die Zimmernummer. Mein Chef grinste.
„Ach so, der nackte Irre. Der ist harmlos. Alle Zimmer
auf der anderen Seite, die zum selben Innenhof hinausgehen
wie seins, mussten extra geblockt werden.
Der hängt immer seine Unterhosen auf die Brüstung
vor dem Fenster. Spinnt irgendwie. Bleibt zwei Wochen,
der Typ.“
Zwei Wochen! So lange am Stück blieben nicht viele
Gäste im Hotel, was hieß, er brachte dem Haus ganz
guten Umsatz. Anscheinend sogar so gut, dass man
bereit war, andere Zimmer während seines Aufenthalts
nicht zu vermieten. Trotzdem erzählte ich mein Erlebnis
abends noch einmal meiner Chefin. Ich hoffte ein
bisschen, man würde von nun an vielleicht nur noch
Männer auf sein Zimmer lassen. Aber auch sie lächelte
bei meiner Erzählung bloß und schob den Ärmel
ihrer Bluse ein Stück hoch. Am Handgelenk hatte sie
ein blau-gelbes Hämatom. „Der Irre hat versucht, mich
festzuhalten“, sagte sie erklärend, fand es aber anscheinend
eher amüsant. Und ganz plötzlich war auch
mein Erlebnis mit „dem nackten Irren“ nur noch eine
weitere Perle in einer Reihe unterhaltsamer Begebenheiten
mit verrückten Gästen. Und ich lernte, wie meine
Kollegen darüber zu lächeln.
Keine Zeit für medizinische Behandlungen
Eine andere Praktikantin war über die letzten Monate
ebenso auffällig abgemagert wie ich und lebte überwiegend
von Zigaretten und Kaffee, aber sie war körperlich
noch viel, viel schlimmer dran als ich. Durch
das stundenlange Stehen jeden Tag und die quasi
nicht existenten Erholungspausen hatte ich lediglich
tägliche Fußschmerzen. Bei ihr aber hatte sich mit der
Zeit an einem ihrer Füße ein Stück Knochen durch die
Haut geschoben. Als sie mir das weiße Stück, das oben
aus dem Fußspann herausragte, erstmals in der Umkleidekabine
zeigte, war ich so entsetzt und angeekelt,
dass ich nur mit Mühe meinen Brechreiz unterdrücken
konnte. Da der Fuß richtiggehend deformiert war und
die Kollegin natürlich unter immensen Schmerzen litt,
hätte sie eigentlich umgehend operiert werden müssen.
Doch sie fand einfach nicht den richtigen Zeitpunkt
dazu, denn selbstverständlich hätte sie dann
einige Zeit nicht arbeiten können, und nun fürchtete
sie, auf der Rangliste, die Ralf Landeck eingeführt
hatte, abzurutschen. Sie verband daher ihren Fuß lieber,
so gut es ging, und trug möglichst ausgelatschte
Schuhe, um den Schmerz zu mindern.
Da unser Arbeitsalltag kaum Gelegenheit zum Sitzen
bot, bekamen viele von uns Probleme mit Krampfadern
und Wasserablagerungen in den Beinen. Am
Ende eines durchschnittlichen Arbeitstages waren
auch meine Beine stets auf fast den doppelten Umfang
angeschwollen. Stützstrümpfe verstießen wegen
ihrer zu dunklen Farbe gegen den Hotelstandard,
trotzdem trug ich sie manchmal, was aber nur wenig
half. Nach Ende der Ausbildung wurde bei mir das
Versagen der Venenklappen an beiden Beinen festgestellt,
ausgelöst durch das dauerhafte viele Stehen
und Laufen. Ich musste mich einer schmerzhaften
Operation unterziehen. Chronische Rückenschmerzen
sind bis heute meine treuen Begleiter, ebenso die
Spuren einer permanenten Überanstrengung durch
zu schweres Tragen.
Wenig Schlaf, wenig Freizeit, wenig netto von brutto
Schlaf war in meinem Leben generell eher zur Rarität
geworden. Ich verbrachte so viel Zeit im Hotel, dass
ich einen inneren Zwang verspürte, die wenige Zeit,
die zwischen meinen Schichten lag, ganz besonders
intensiv zu nutzen. Und gleichzeitig hatte ich nichts,
was mich privat erfüllt hätte. Ich trieb keinen Sport,
hatte keine Hobbys oder Talente, bildete mich nicht
fort, und nur wenige Freunde blieben mir außerhalb
des Kollegenkreises treu. Wie bei einem Marathonläufer
hatte ich irgendwann den Punkt überwunden,
an dem ich Ruhe benötigte. Ich lief und lief und lief.
Da Stress mein dauernder Begleiter war, bemerkte ich
ihn fast nicht mehr. Zum Runterkommen rauchte ich
manchmal mit einem befreundeten Kollegen Gras.
Dann saßen wir vor dem Fernseher, schauten uns wieder
und wieder den Film Lammbock mit Moritz Bleibtreu
an und lachten uns kaputt, während wir gemeinsam
eine riesige Pizza vertilgten. Ansonsten waren
allerdings Zigaretten und Kaffee meine bevorzugten
Lebensmittel. Meinen Kühlschrank zu Hause hatte ich
inzwischen abgestellt. Es lohnte sich einfach nicht, ihn
mit frischer Ware zu füttern. Zum einen kochte ich nie
für mich, und zum anderen aß ich sogar manchmal an
meinen freien Tagen im Hotel. Es war eine Kostenfrage,
denn das Kantinenessen wurde mir mit einer Pauschale
vom Gehalt abgezogen, ob ich wollte oder
nicht. Und mit den Blusen, die ich kaufen musste, und
den zahlreichen Strumpfhosen, von denen pro Schicht
des Öfteren mehrere benötigt wurden, weil sie bei der
körperlichen Arbeit ständig rissen, kam ein gutes
Sümmchen zusammen. Dann noch die Zigaretten, der
Wein, die Kneipen- und Clubbesuche – ich war bereits
in der Mitte des Monats chronisch pleite.
Daher fing ich an, zusätzlich schwarz zu arbeiten. Einige
große Firmen und internationale Organisationen
in der Stadt suchten für ihre Bankette Kellnerinnen
und zahlten unkompliziert und in bar am Ende des
Events.
Nach ca. einem halben Jahr hatte ich Kleidergröße 34,
was für meine Körpergröße von 1,70 m ziemlich mager
war. Die Röcke meiner Uniform musste ich inzwischen
oben umschlagen, damit sie nicht herunterrutschten.
Dennoch fand niemand in meinem Umfeld jemals,
dass meine veränderte Figur Anlass zur Sorge sei. Im
Gegenteil. Endlich schien mein Körper gängigen
Schönheitsidealen zu entsprechen. Es kam jetzt regelmäßig
vor, dass männliche Gäste mir beim Servieren
an den Arsch oder die Taille fassten. Sie steckten
mir mit einem Augenzwinkern hohe Trinkgelder zu,
sodass diese wie eine Anzahlung auf mich wirkten,
oder raunten mir – nicht selten im Beisein der Gattin
– ihre Zimmernummer zu. Einmal fiel ein Mann um die
fünfzig im Ballsaal vor allen anderen Gästen vor mir
auf die Knie und bettelte, er möge mich nach New
York fliegen dürfen. Das war megapeinlich.

Kurzfristige Programmänderungen sind möglich. © HOTELIER TV Oktober 2013 | 29