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Features | Kino 80 Bpm Aufstehen. Am perfekt geordneten Frühstückstisch hocken. Mit den anderen Arbeitsdrohnen in die Büros ausschwärmen. Das Leben von Walter Mitty könnte fader und farbloser gar nicht sein. Jeden Tag schleppt sich der Fotoarchivar aufs Neue in das dunkle Kabuff in den Tiefen des Verlagsgebäudes des renommierten Life-Magazines. Hier archiviert und sortiert er die Bilder, welche das Reportagemagazin so berühmt gemacht haben. Unter anderem auch jene, die Starfotograf Sean O’Connell (Sean Penn) über die Jahre geschossen hat. Sucht Walter nicht gerade nach dem richtigen Bild, so träumt er. Von der fantastischen Rettung eines Hundes aus einem brennenden Haus. Vom Leben als Arktisforscher, der seine heimlich angehimmelte Arbeitskollegin Cheryl (Kristen Wiig) mit einem coolen Spruch überrascht. Und vom atemberaubenden Matrix-Kampf, den er mit dem neuen Vorgesetzten Ted Hendricks (Adam Scott) auf den Straßen der Stadt austrägt. Während dafür wirkliche Welt und Traumwelt jeweils ansatzlos ineinander übergehen, ist die Bedrohung durch letzteren durchaus real. Hendricks ist nämlich bestellt worden, um den (tatsächlich vor einigen Jahren vollzogenen) Übergang vom Printtitel zur Online-Webseite durchzuboxen. Eine Maßnahme, welche die meisten Life-Angestellten - auch Walter und Cheryl - den Job kosten dürfte. Eine vage Chance sieht Walter immerhin im letzten Hefttitel und dem dafür vorgesehenen Foto von Sean. Das allerdings absolut unauffindbar zu sein scheint. Nicht einmal das Motiv seines „vielleicht besten Bildes“ kennt man. Und der derzeitige Aufenthaltsort des zurückgezogen operierenden Topfotografen ist auch nur rudimentär bekannt. Was bleibt der stets nur von der Welt träumenden Bürodrohne Walter also anderes übrig, als sich persönlich auf die Suche nach Sean zu machen? Moralisch unterstützt von Cheryl, wagt sich Walter so zunächst in den hohen Norden, wo er zwischen Fischkutter und Haien ums Überleben kämpft. Bekommt es anschließend mit einem höchst aktiven Vulkan zu tun. Und darf schließlich sogar die höchsten Höhen des Das Entertainment Magazin von schmerzen. Zumal Stiller trotz einiger humoristischer Ausrutscher auf die eher leisen Töne setzt. Und auf Bilder, die kaum ein Zuschauer schnell wieder vergessen wird. Zusammen mit der Botschaft eines „Carpe Diem“ und der „Schönheit unseres Planeten“ ein echter Crowd-Pleaser, dem durchaus Chancen auf ein paar Oscars eingeräumt werden. Zumindest darf Ben Stiller jetzt bereits ein wenig davon träumen … cb Das erstaunliche Leben des Walter Mitty | Fox / Usa 2013 | Regie Ben Stiller | Darsteller Ben Stiller, Kristen Wiig, Sean Penn | Filmstart 01.01.2014 61 Was Walter am Ende findet, spielt dabei gar keine so große Rolle mehr. In seinem Fall ist tatsächlich der Weg das Ziel: Die Transformation vom passiven Zuschauer zum aktiven Abenteurer, der das Leben mit beiden Armen zu umarmen lernt und dabei nahezu perfekt das Motto von Life verkörpert, dem hier ein filmisches Denkmal gesetzt wird. Dass jenem bei aller inhaltlichen Verwandtschaft der surreale Charme abgeht, der die ähnlich gelagerten Filme eines Michel Gondry auszeichnet, das können wir angesichts der gut aufgelegten Darsteller verErdballs erklimmen, um der Wahrheit hinter Seans letztem Cover ein kleines Stückchen näherzukommen.