Herzschlager Das Schlagermagazin

52 Seiten|Müller|1.7 - 30.9.2013Angebot abgelaufenAktuelle Müller Angebote in Bielefeld

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Unsere Sterne | Andreas Gabalier Andreas Gabalier nAtionAlität internAtionAl Jetzt ist uns klar, warum er mitunter als großspurig empfunden wird: Die Ironie in manchen seiner Aussagen erschließt sich vielleicht nur durch das begleitende Augenzwinkern! So sitzen wir gemütlich im Hauptquartier der Electrola im Münchner Westend zusammen, da erklärt der Herr Gabalier verschmitzt, er könne bei dem Medienrummel um ihn herum eigentlich längst eine Pressekonferenz abhalten - so wie Barack Obama. Dass er vom mächtigsten Mann der Welt so weit entfernt ist wie die Erde vom Mars, weiß er nur zu gut. Gleichzeitig weiß er, was er bereits erreicht hat. Andreas Gabalier ist ein besonnener Typ, der nachdenkt, bevor er spricht. Und der uns überaus sympathisch ist. Herzschlager Andreas, mit „Home Sweet Home“ erfindest Du das Rad der Volksmusik schon wieder neu - diesmal überraschst Du uns mit Country … Andreas Gabalier Na ja, Country begleitet mich eigentlich von Anfang an. „Fesche Madln“ auf dem ersten Album war schon in diesem Style, „Du musst nicht traurig sein“ auf dem zweiten ebenso. Ich bin halt ein großer Fan von der Musik, wie mein Vater, der viele Schallplatten hatte. Also hab ich mir gedacht: Wir machen eine Reise und nehmen das eine oder andere Lied unterwegs auf, irgendwie hat sich Nashville so ergeben. Es war genial, einfach mal die Lederhose nach Amerika zu bringen. Und brutal lustig, weil mich die Leute dauernd angesprochen haben - aus allen Ecken kam’s: ‚Wow, where’d you come from?‘ Herzschlager Thema Usa, Thema Patriotismus: In den Staaten hat man immer den Eindruck, dass die Heimatverbundenheit ganz automatisch und auf natürliche Weise ausgelebt wird … Andreas Gabalier Absolut, und bei uns ist das sofort braun angeschmiert. Irgendwer stellt das dann immer negativ dar. Du brauchst nur mal in die Schweiz zu gehen 10 Herzschlager 03|2013

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Foto: Michael Mey Unsere Sterne | Andreas Gabalier - da hängen überall die Fahnen heraußen. Ich glaub, wenn wir das machen, dann sperren sie uns ein oder erklären uns für komplett bescheuert (lacht). Herzschlager Trägt Deine Musik auch dazu bei, dass wir Deutschen und Österreicher uns dahingehend etwas locker machen? Andreas Gabalier Das hat sie, da bin ich sicher. Die Heimatverbundenheit ist in Österreich sowieso tief verankert, wir ham a Freud’ mit unserem Land, mit unserer Kultur, mit der Geografie, mit unserm G’Wand, mit unseren Traditionen, die einfach noch gepflegt werden, gerade an den Feiertagen. Da ist nicht einfach nur arbeitsfrei, es passiert auch was, da gibt’s Feste, wo die Leute im Dirndl oder in der Lederhose feiern - auch die Kleinen und die Teenies, das ist jetzt wieder cool. Nicht immer nur traditionell, sondern halt auch mal kombiniert mit T-Shirt und Converse. Und bei den Mädels sind’s die ausgeflippten Glitzerjacken zum Dirndlkleid. Fetzig, zerrissen, ausgewaschen. Trotzdem bleiben die markanten Merkmale erhalten. Das ist schon eine gesunde Freude an Traditionellem, die man - glaub ich - einfach auch haben darf. Man muss sich nicht immer schämen für das, was da vor Jahrzehnten war. Herzschlager Du hast Dich seit 2009 extrem verändert, äußerlich wie musikalisch. Dein erstes Album war noch total schnulzig, der „Obersteirer“ das einzige Lied darauf mit Rock im Blut … Andreas Gabalier … was übrigens nie eine Single war! Begonnen hat alles mit Liedern wie „Mit Dir“ oder „So Liab Hob I Di“. Dabei war der „Obersteirer“ Das Lied, bei dem live die Post abgegangen ist - das haben sich die Leute bei meinen Auftritten rausgepickt, obwohl es nie im Radio lief! Auf einmal hast’ gemerkt: Schau, eigentlich ist es genau das. Herzschlager Wie hältst Du’S selbst - machen Dir die rockigen Lieder am meisten Spaß? Andreas Gabalier Du, auch die ruhigen Songs sind schön. Viele davon stecken für mich voller Erinnerungen an die Anfangszeit, die ja ganz speziell war. Mittlerweile kommt da manchmal eine gewisse Routine rein, eine gewisse Selbstverständlichkeit. Früher war alles besonders … (erinnert sich) Die erste Cd in der Hand halten, das erste Lied im Radio hören, die erste goldene Schallplatte, die erste große Fernsehshow … Grad am Anfang war ich meist bei typischen Schlager- und Volksmusikveranstaltungen, wo man dann schon gemerkt hat, dass die Leute vom „Steirer“ irritiert waren. Herzschlager Gab’S dann entsprechendes Feedback von den Veranstaltern? 11