Herzschlager Das Schlagermagazin

52 Seiten|Müller|1.7 - 30.9.2013Angebot abgelaufenAktuelle Müller Angebote in Fürstenfeldbruck

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Musikgenuss | Country Sind wir vielleicht die einzigen (passionierten Pokerspieler), die beim Anblick von Dave Haywood an Kid Poker aka Daniel Negreanu denken müssen? Eigentlich auch völlig wurscht, schließlich geht es hier nicht allein um ihn, sondern vielmehr um seine viel beachtete Band, immerhin sieben Grammys haben Charles, Hillary und Dave bereits eingesackt. Ihr neuester Anlauf „Golden“ schwingt sich recht sachte, um nicht zu schreiben unauffällig, rauf auf den Country-Highway. Und erst der vierte Song „Downtown“ kurbelt die Scheiben unseres imaginären Country-Mobils runter, bis ganz unten, durchlüftet die gute Stube und weckt uns auf: Die wunderschöne Stimme von Hillary Scott trifft hier auf eine grandios einfache, zugleich unerhört einprägsame Gitarren-Hookline, sorgt dafür, dass wir ankommen in diesem routiniert aufgenommenen Longplayer. Am besten gefallen uns die Songs, bei denen auf die Leadstimme von Miss Scott vertraut wird. „It Ain’T Pretty“ ist ein weiteres Beispiel: stimmungsvoll, gefühlvoll und langsam designter Countrysound, der den Zuhörer berührt. Singt hingegen Charles Kelley den vordergründigen Part, wandelt sich das Antebellum-Signet, schimmert das Klangbild eher poppig-rockig - und hört sich zuweilen an, als hätte eine menschliche Mischung aus Phil Collins („Goodbye Town“) und Jon Bon Jovi („Better Off Now (That You’Re Gone)“) am verlockenden Country-Trunk genippt. So und so macht die Platte Spaß, zwar ohne Innovation, dafür mit viel Charme. Cl „Ich bin halt eine Stunde von Memphis und zwei von Nashville entfernt aufgewachsen. Was also hätte ich tun können? Dem Blues und Country war dort einfach nicht zu entkommen.“ Unser Glück, so viel sei vorweggenommen. In jenem 8000-Seelen-Örtchen Humboldt, Tennessee, hat sie das Licht der Welt erblickt, benannt nach Alexander von, jenem deutschen Wissenschaftler, der einst die empirische Geografie begründete, um „das Wissen von der Welt“ zu vergrößern. Und ja, auch „Pushin’ Against A Stone” erweitert - wenn auch auf einer völlig anderen Ebene - unser Wissen von der Welt, von der musikalischen nämlich. Zunächst: Dass Dan Auerbach, kreativer Kopf der Bluesrocker von den Black Keys, für das Album Pate gestanden hat (er unterstützt die gute Val bei einigen Songs auch als Background-Sänger), zieht sich wie ein stilistischer roter Faden durch die Lp. „You Can’T Be Told“ belegt die Seelenverwandtschaft zwischen June und Auerbach - und würde auch perfekt auf „El Camino“ passen. Gleichzeitig beschreitet die hübsche Südstaatlerin querfeldein verschiedenste Country- (wunderschön heimatverbunden: „Tennessee Time“) und Soul-Pfade (herrlich relaxt: „Wanna Be On Your Mind“). Unser persönliches Highlight: „The Hour“. Das tröpfelt samtig wie gewissenhaft gebrannter Whiskey durch die Lautsprecher, lässt mit Sicherheit niemanden kalt auf diesem Erdenrund. Und so schließt sich der Kreis hin zu unserem deutschen Welterforscher: Er wäre sicher angenehm überrascht von derartigem Pioniergeist - und von seinem eigenen kleinen Örtchen … CL lAdy c Antebellum Harmantes trio »golden« 7|10 Herzen Vvö bereits erschienen ertrieb Universal tVAlerie june ennessee tiMe »puShin’ againSt a Stone« 8|10 Herzen Vö bereits erschienen Vertrieb Rough Trade 30 Herzschlager 03|2013

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Musikgenuss | Country »Annie Up« Pistol Annies Tiefe Wasser sind sexy Wer den drei fotogenen Amerikanerinnen ganz tief in die Augen schaut, der hat eine gute Chance zu erkennen, was ihre Musik ausmacht, ohne zuvor auch nur einen Song auf „Annie Up“ gehört zu haben. Denn sie sehen nicht wie Barbies aus, Miranda, Ashley und Angaleena, nicht wie Micky-Mouse-Club-Gezüchtete Pop-Sternchen. Vielmehr funkeln ihre Augen wie Augen, die schon viel gesehen haben vom Leben, vielleicht auch das eine oder andere, auf das man durchaus verzichten kann. Entsprechend lässt spätestens „Loved By A Workin’ Man“ mit seinen klopfenden, stampfenden Drums erahnen, woher die schnittige Reisegesellschaft kommt: bodenständig, ehrlich und manchmal dreckverschmiert sind die Menschen, mit denen die Annies 8|10 Herzen Vvö bereits erschienen ertrieb Sony verkehren. Und Achtung, „Trading One Heartbreak For Another“ stapft so niedergeschmettert daher wie ein zum Tode Verurteilter auf seinem letzten Marsch. Selten, dass eine Stimmung musikalisch so direkt vermittelt wird: „And I wonder if this is gonna hurt even more. I’M finally alive but it’s killing who I’M living for“ - die Mädels kanalisieren persönliche Nackenschläge in ihrer Musik und schaffen so die Möglichkeit von Trost und Wirgefühl zwischen Künstler und Zuhörer. Zwar ist „Annie Up“ melancholisch gefärbt, helle, freche, vitale Songs wie das kopfnickende „Damn Thing“ oder die Hitsingle „Hush Hush“ haben trotzdem ihren Platz auf der Lp. Und so gelingt die Balance zwischen Anspruch und perfekt eingängigem Country-Sound. Thumbs up! Cl /// 4Cd Boxen voller Klassikeralben unvergessener Künstler, je Box nur 9,99 € /// Erhältlich in allen teilnehmenden Müller-Filialen mit Multi-Media-Abteilung! Nur solange der Vorrat reicht! Aktionszeitraum: 01.07.13 - 30.09.13 Den Preis in Schweizer Franken fi nden Sie in den teilnehmenden Schweizer Müller-Filialen mit Multi-Media-Abteilung. 31