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KUNST.KULTUR
KLEIDERTAUSCH von Bodo Hell
Schau dort geht ein Rauchfangkehrer: ruft das Kind, ungeniert auf die enganliegende
Kopfbedeckung eines Passanten deutend, ist wohl ein Bergknappe: kommentiert
der begleitende Elternteil halb erheitert/halb mißbilligend, sind Sie wirklich unverheiratet,
also noch zu haben: wagt eine VolkskundeTouristin beim Sarntaler Hutträger (mit
rotem Hutband) nachzufragen, und sie bekommt ein vielsagendes Lächeln zur Antwort,
meine Goldhaube will ich nicht mehr aufsetzen und damit wacheln: gesteht eine aus
Niederösterreich nach Salzburg ausgewanderte Traditions- trägerin
freimütig, damit komme ich mir wie verkleidet vor, wußten
Sie das: unser schwarzes Plissee ist von der spanischen
Hoftracht abgeschaut, erklärt die stolze Bregenzerwälderin
und plättet mit dem Bügeleisen
nochmals über die Falte hinweg, bei diesen
Dörflern im hintersten Tiroler Bergtal mit ihren
Hutscheiben sind die Blut-und-Boden-Filme
gedreht worden: moniert ein Cineast, selbst
mit dem Stoff der Heimat befaßt, für jede
Asylwerberin ein zünftiges Dirndl zum Einstand:
schlägt die engagierte Autorin den Politikerinnen
halb ernsthaft/halb ironischerweise vor,
schau, die sind ja total nackt, total nackt: ruft eine
Radfahrtochter ihrem Radfahrpapa mehrmals
zu und dreht sich nach dem Paar am anderen
Flußufer um, die wollen eben nahtlos braun
werden: wird sie knapp aufgeklärt, Bundhose,
Modelstutzen und Spielhahnhut,
das ist nicht mein Stil: konstatiert der
Jungbauer (Generation Motorsense),
eher schon Schirmkappe und
Funktionskleidung aus moderner
Mikrofaser, Kärnten könne er sich
nicht mehr leisten, soll der angesehene
Politiker damals gesagt
haben, er sei aber (nach
unbestätigten Meldungen)
dort selbst im Kärntner Anzug
gesichtet worden, im
Ausseerischen herrschen
andere Gesetze: meint die
Zugereiste, da kommt einem
das Tragen von Lederhosen
ganz selbstverständlich vor, und
die Mädchen aus der Stadt drängen in Scharen
zum Dirndlkirtag, was hätten wir sonst noch an
sogenannter Identität vorzuweisen: wagt jemand zu fragen, wenn wir uns nicht als jodelnde
Älpler verkleideten (diesseits und jenseits des Brenners, Fernpasses, Katschbergs und
Semmerings), so etwas haben die Beinvögel gar nicht gern: erklärt der AlmrauschhonigImker,
wenn jemand im dunklen Lodengewand vor die Bienenstöcke tritt und gar noch
daran herumklopft, eine Frauenstimme nach dem Kinobesuch: ist dieser Schluß nicht zu
versöhnlich, wenn wir die Appenzeller Hirten beim Almabtrieb herausgeschwanzt beisammenstehen
sehen und die Pumpelglocken richtig dumpf dröhnen hören, eine knappe
Antwort: Tracht ist das, was wir tragen: so konstatiert es der Altblasbichlbauer aus der
Ramsau am Dachstein, und Brauch ist das, was wir brauchen.
Bodo Hell, Autor und Alpenhirt
Pleamle Magazin Nr 9 2012
KUNST.KULTUR
KLEIDERTAUSCH von Bodo Hell
Schau dort geht ein Rauchfangkehrer: ruft das Kind, ungeniert auf die enganliegende
Kopfbedeckung eines Passanten deutend, ist wohl ein Bergknappe: kommentiert
der begleitende Elternteil halb erheitert/halb mißbilligend, sind Sie wirklich unverheiratet,
also noch zu haben: wagt eine VolkskundeTouristin beim Sarntaler Hutträger (mit
rotem Hutband) nachzufragen, und sie bekommt ein vielsagendes Lächeln zur Antwort,
meine Goldhaube will ich nicht mehr aufsetzen und damit wacheln: gesteht eine aus
Niederösterreich nach Salzburg ausgewanderte Traditions- trägerin
freimütig, damit komme ich mir wie verkleidet vor, wußten
Sie das: unser schwarzes Plissee ist von der spanischen
Hoftracht abgeschaut, erklärt die stolze Bregenzerwälderin
und plättet mit dem Bügeleisen
nochmals über die Falte hinweg, bei diesen
Dörflern im hintersten Tiroler Bergtal mit ihren
Hutscheiben sind die Blut-und-Boden-Filme
gedreht worden: moniert ein Cineast, selbst
mit dem Stoff der Heimat befaßt, für jede
Asylwerberin ein zünftiges Dirndl zum Einstand:
schlägt die engagierte Autorin den Politikerinnen
halb ernsthaft/halb ironischerweise vor,
schau, die sind ja total nackt, total nackt: ruft eine
Radfahrtochter ihrem Radfahrpapa mehrmals
zu und dreht sich nach dem Paar am anderen
Flußufer um, die wollen eben nahtlos braun
werden: wird sie knapp aufgeklärt, Bundhose,
Modelstutzen und Spielhahnhut,
das ist nicht mein Stil: konstatiert der
Jungbauer (Generation Motorsense),
eher schon Schirmkappe und
Funktionskleidung aus moderner
Mikrofaser, Kärnten könne er sich
nicht mehr leisten, soll der angesehene
Politiker damals gesagt
haben, er sei aber (nach
unbestätigten Meldungen)
dort selbst im Kärntner Anzug
gesichtet worden, im
Ausseerischen herrschen
andere Gesetze: meint die
Zugereiste, da kommt einem
das Tragen von Lederhosen
ganz selbstverständlich vor, und
die Mädchen aus der Stadt drängen in Scharen
zum Dirndlkirtag, was hätten wir sonst noch an
sogenannter Identität vorzuweisen: wagt jemand zu fragen, wenn wir uns nicht als jodelnde
Älpler verkleideten (diesseits und jenseits des Brenners, Fernpasses, Katschbergs und
Semmerings), so etwas haben die Beinvögel gar nicht gern: erklärt der AlmrauschhonigImker,
wenn jemand im dunklen Lodengewand vor die Bienenstöcke tritt und gar noch
daran herumklopft, eine Frauenstimme nach dem Kinobesuch: ist dieser Schluß nicht zu
versöhnlich, wenn wir die Appenzeller Hirten beim Almabtrieb herausgeschwanzt beisammenstehen
sehen und die Pumpelglocken richtig dumpf dröhnen hören, eine knappe
Antwort: Tracht ist das, was wir tragen: so konstatiert es der Altblasbichlbauer aus der
Ramsau am Dachstein, und Brauch ist das, was wir brauchen.
Bodo Hell, Autor und Alpenhirt
Pleamle Magazin Nr 9 2012
Seite 45
HANDWERK.TRADITION 45
MOLESKIN
Des Teufels Haut
Bereits vor mehr als 100 Jahren war die Teufelshaut, auch bekannt unter dem
Namen Moleskin oder Maulwurfshaut, Englischleder oder Pilotstoff, bekannt für
seine Robustheit und wurde daher auch für Alltagshosen im Trachtenstil oder
Zunftbekleidung verwendet, sowie als Sitzbezug für die harten Holzbänke in zB Pariser
Kneipen und Kaschemmen.
Thema: Handwerk.Tradition
Text: Christina Berger
Fotos: Pleamle
Link: www.Pleamle-Magazin.com
/2012/09/moleskin/
Der Name Maulwurfshaut bzw. Teufelshaut entstand wohl aus der Ähnlichkeit zum
Maulwurfsfell bzw. aus der Vorstellung der Menschen vom Äußeren des Beelzebubs.
Ursprünglich eine Leinen/Baumwoll-Mischung wurde der Moleskin im Laufe der Jahre
jedoch zunehmend aus 100% Baumwolle gefertigt. Der einfärbige Baumwollstoff wird
zur Veredelung linksseitig aufgerauht, seine Oberfläche erinnert somit sehr stark an
Samt oder Velourleder.
Pleamle hat „des Teufels Haut“ aufgegriffen und gab ihr einen neuen Look, der zum
Verwechseln an sämisch gegerbtes Hirschleder erinnert. Die „Teiflshaut“ wird in einem
Spezialverfahren so lange bearbeitet, bis es die gewünschte Patina erhält und im
Anschluss dann bestickt.
Nr 9 2012 Pleamle Magazin
MOLESKIN
Des Teufels Haut
Bereits vor mehr als 100 Jahren war die Teufelshaut, auch bekannt unter dem
Namen Moleskin oder Maulwurfshaut, Englischleder oder Pilotstoff, bekannt für
seine Robustheit und wurde daher auch für Alltagshosen im Trachtenstil oder
Zunftbekleidung verwendet, sowie als Sitzbezug für die harten Holzbänke in zB Pariser
Kneipen und Kaschemmen.
Thema: Handwerk.Tradition
Text: Christina Berger
Fotos: Pleamle
Link: www.Pleamle-Magazin.com
/2012/09/moleskin/
Der Name Maulwurfshaut bzw. Teufelshaut entstand wohl aus der Ähnlichkeit zum
Maulwurfsfell bzw. aus der Vorstellung der Menschen vom Äußeren des Beelzebubs.
Ursprünglich eine Leinen/Baumwoll-Mischung wurde der Moleskin im Laufe der Jahre
jedoch zunehmend aus 100% Baumwolle gefertigt. Der einfärbige Baumwollstoff wird
zur Veredelung linksseitig aufgerauht, seine Oberfläche erinnert somit sehr stark an
Samt oder Velourleder.
Pleamle hat „des Teufels Haut“ aufgegriffen und gab ihr einen neuen Look, der zum
Verwechseln an sämisch gegerbtes Hirschleder erinnert. Die „Teiflshaut“ wird in einem
Spezialverfahren so lange bearbeitet, bis es die gewünschte Patina erhält und im
Anschluss dann bestickt.
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