Herzschlager Das Schlagermagazin

52 Seiten|Müller|1.7 - 30.9.2013Angebot abgelaufenAktuelle Müller Angebote in Vöhringen

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Musikgenuss | Liedermacher »Mensch drin« alfonS Hasenknopf Der Mutmacher Wir könnten jetzt im totalen Überschwang rausposaunen, dass allein der Eröffnungssong einen Kauf rechtfertigt - nein, das tun wir nicht. Nur ein bisschen. Denn der Song ist wunderbar. Hasenknopf singt bayrisch, seine Stimme ist sommerlich wärmend, sein Sound akustisch, die Texte gehen ans Herz. „Und wann Du Di verrennst, bin i do. Und wann des Lehm mal dicker kimmt, bin i do“, lacht er uns musikalisch an - und tut alles dafür, dass das Klischee vom arroganten Bayern pulverisiert wird. In regelmäßigen Abständen verdrückt sich der Musiker aus Altötting in Richtung Berge auf eine einsame Hütte - und zieht aus dieser Zeit die Energie und Inspiration für seine Texte und Melodien. Und so hören wir hüpfende Reggaesongs wie „Somma Sonna“, tiefenentspannte Lieder „Zum Wolfgang aMBros reMasTered deluxe ediTions 8|10 Herzen Vö bereits erschienen Vertrieb Sony Genießen“ für den entschleunigten Zwischenstopp - aber auch drastische, gesellschaftskritische Songs wie „Virtuelle Woid“ gegen den unbedachten Umgang mit multimedialen Inhalten. Hasenknopf ist ein sozial denkender, gutmütiger Mensch - allerdings auch ein Stück weit Ökoextremist. So polarisiert er, schafft es mit seinen Liedern, dass Menschen nachdenken und hinterfragen. Vom Ernst springt er zurück zum Spaß mit „Cafescheiss“, in dem er von einer originell-missglückten Flirtattacke berichtet. Und danach schleicht mit „D’Wuidkatz“ der Blues geschmeidig ins Haus und wird Teil des abwechslungsreichen Erstlings. Stimmungsvoller Ausklang: der sphärische „Hoamkemma Jodler“, beruhigend wie ein malerischer Sonnenuntergang in den Bergen … CL » »Wie iM sChLAf« 7|10 Herzen Vö bereits erschienen Vertrieb Bellaphon nie Und niMMer« Als elementarer Bestandteil dieser Ambros-Remastered-Serie erscheinen im August das 78er-Album „Wie im Schlaf“ plus „Nie und nimmer“ aus dem Jahre 1979 neu aufgelegt. Letzteres ist eines der aggressivsten und frontalsten des kantigen Musikers aus Wolfsgraben, Songs wie „I mog di ned“ belegen das auf recht unmissverständliche Weise: „Oh, I mog di net, du bist mir so z’wider, du bist für mi a Mittel zum Spein“ - viel ehrlicher geht’s nicht. „I hob a bissl z’vü dawischt“ knüpft im alkoholvernebelten Kontext recht unverhohlen an. Ambros nimmt hier noch weniger Blätter vor den Mund als sonst, ist so direkt wie eine verbale Watschn. Für die gesamte Remastered-Serie typisch sind einige von Bellaphon ausgegrabene Songperlen, die jeweils als Bonustracks die originalen Kompositionen ergänzen. Im Fall von „Nie und nimmer“ ist das u. a. die „Fussballade“, ein derb-spöttischer Track, der die vulgären Geschehnisse rund um den Fußballplatz - und das weiß jeder, der die Szenerie kennt - perfekt einfängt. Das Album „Wie im Schlaf“ hingegen ist Ambros’ exzentrische Lesart eines der größten Musikpoeten überhaupt: Bob Dylan. Superhits wie „Like A Rolling Stone“ oder „It Ain’T Me Babe“ werden zu „Allan wie a Stan“ und „I bin’s ned“. Bonus: das herrlich sarkastische „Schaffner mit Leib und Söh“, gefolgt vom komplementären „Schaffnerlos“. Unterm Strich bietet die Serie gekonnt aufpolierte Ambrosjuwelen, die neu entdeckten Tracks machen das Angebot gerade für eingefleischte Fans verlockend … CL 36 Herzschlager 03|2013

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schlager Perle Herzens Tipp schlager Perle Musikgenuss | Liedermacher Auf Hvgs Webseite gibt es eine Rubrik, die heißt „huberts schreibtisch“. Hier lässt der Liedermacher, Rocker, Volksmusiker seinen Gedanken freien Lauf: „Deshalb darf Kunst provozieren, darf die Forschung unsere Grenzen neu ausloten, dürfen wir gesellschaftliche Vereinbarungen infrage stellen. Das Einbunkern im Istzustand bringt auf Dauer nichts - außer, dass die Luft schlechter wird.“ Also ging’s raus auf die Piste, auf die „Brenna Tuats Tour“, die mittlerweile als die erfolgreichste Goisern-Tour überhaupt gilt. Und ja, das Jahr des Drachen endete zwar laut chinesischem Kalender bereits im Februar, das Live-Album konserviert die Höhepunkte der 101 berauschenden Konzerte gleichwohl für alle Zeiten. Cl huBerT von goisern »Live - iM Jahr des drAChen« 8|10 Herzen Vö bereits erschienen Vertrieb Sony dZukunfT und ie lichTer »vergiss Was gestern War« 7|10 Herzen Vvö bereits erschienen ertrieb Timezone Oft übertrieben negativ wahrgenommen, ist Neukölln als sogenannter Problembezirk seit geraumer Zeit ein fruchtbarer Berliner Nährboden für Künstler verschiedener Couleur. Hier, an der Karl-Marx-Straße 177, haben Sebastian, Martin und Ingo ein Zuhause gefunden. Die drei mögen es pur, minimalistisch, konzentriert. Akustiksounds prägen ihr Album, im Vordergrund stehen Stimme und Klampfe. Unsere Favoriten auf der Lp: „Parallele Wirklichkeiten“ mit kritischem Text und zupfig-trotzigem Kolorit, außerdem „Der Vollmond scheint“ vor Südseeklangkulisse und mit sehnendem Wortlaut. Folkige Mumford-Anleihen wie in „Meine Seele die stirbt nie“ mögen wir nicht so - trotzdem nett. Cj Persönlich, emotional und noch immer ein bisschen Hiphop - man hört Farsad Zoroofchis aka Mc Fayzen seinen musikalischen Ursprung durchaus an. Gleichzeitig ist klar, dass da jemand nicht stehen geblieben ist, sich weiterentwickelt hat. Die nachdenklichen und sehr persönlichen Lieder seines Debütalbums „Meer“ gehen unter die Haut. Die Fayzen eigene Mischung aus persönlichem Bezug, Verallgemeinerung, tiefer Traurigkeit und gleichzeitig Hoffnung und Freude gipfelt in seinem letzten Lied „Joya“, in dem es heißt: „In diesem Lied steckt ein Karneval und ein Zirkuszelt - und eine Riesenträne für diese Zirkuswelt.“ Fayzens ersten Schritten in diesem Genre merkt man die Kinderschuhe zum Glück noch ein wenig an - umso mehr kann die weitere Entwicklung mit Spannung erwartet werden. Jk keller sTeff & Band »Langsam pressiert’s« 8|10 Herzen Vö bereits erschienen Vertrieb Broken Silence Deftig, bayerisch, universell - der Keller Steff und seine Band schaffen es auch mit ihrem dritten Album, die Menschen - egal ob aus Bayern oder drum herum - in ihren Alltagssituationen anzusprechen. So erinnert uns das Lied „Kurvn“ daran, dass es für manche Dinge zu spät sein kann, wenn man sie nicht einfach mal anpackt: „Mach jetzad des, wasd schpada niamois mochst - wei dann konnst sogn, du hast as do.“ Dabei lässt sich die Band musikalisch nicht in eine Schublade stecken, die Lieder tragen mal einen Hauch von Rock ’n’ Roll, mal von Reggae oder Folk. Und für alle, die des Bayerischen (noch) nicht mächtig sind, ist das Lied „Sommerreng“ auch in der hochdeutschen Version vertont! Jk Fayzen »Meer« 8|10 Herzen Vö bereits erschienen Vertrieb Universal 37