Herzschlager Das Schlagermagazin

52 Seiten|Müller|1.7 - 30.9.2013Angebot abgelaufenAktuelle Müller Angebote in Neresheim

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Foto: istockphoto Filmspaß »inspeCtor bArnAby« 8|10 Herzen collecTor‘s Box 3 Midsomer County hört sich so idyllisch an, nach gepflegtem Vorstadtrasen und duftenden Rosenbeeten. Wer würde bei solch blumigem Namen an eiskalte Machenschaften denken? Zumindest die stetig wachsende Fangemeinde der kultigen Krimiserie, die derweil über 60 Folgen und somit über 60 Mordfälle vorzuweisen hat. Hauptakteur ist der ehrenvolle Detective Tom Barnaby, der - unterstützt von vielerlei Helferlein - die verruchten, zwielichtigen, schummrigen Ecken hinter ländlich-idyllischer Fassade ausleuchtet. Und exakt das ist es, was die Serie ausmacht: der krasse Kontrast zwischen malerischer Kulisse einerseits und den verborgenen menschlichen Abgründen, der derben Fratze hinter dem geschminkten Gesicht, den Perversionen andererseits. Politisch motivierte Verbrechen. Ein einziger Fall, verteilt auf zehn Episoden. Und natürlich die dunkle skandinavische Szenerie. Drei tragende Säulen des beliebten Lund-Kosmos, der mit der dritten Staffel bereits seinen Abschluss findet. Und um das vorwegzunehmen, die Meinungen zum Finale gehen stark auseinander. Nicht nur in unserer Redaktion, auch in der öffentlichen Wahrnehmung. „Die wohl beste Tv-Ermittlerin, die das Fernsehen bisher erfunden hat“, lehnt sich die Online-Sparte des Spiegel mächtig aus dem Fenster. Mit „Das hat Sarah Lund nicht verdient“ kommentiert faz.net den polarisierenden Ausklang der Serie. Nun werden wir ganz sicher nicht verraten, was dem Faz-Feuilleton en détail missfallen hat, unser Pendel schlägt gleichwohl eher in Richtung Frankfurt aus. Was vor besagtem Finale geschieht, knüpft inhaltlich und stilistisch nahtlos an Lunds filmische Vergangenheit an, statt Afghanistan steht nun allerdings die Finanzkrise im Zentrum. Los geht’s mit einem neuen, jungen Kollegen, einer übel zugerichteten Leiche im Hafenviertel und allerlei privatem Ballast. Weitere Leichen lassen nicht lange auf sich warten, politische Funktionäre geraten in den Strudel von Lüge und Verrat und unsere Kommissarin steht wie ein Fels in der Brandung - bis … ja bis … Und so halten wir es mit einem dänischen Sprichwort: „Beim Schiffbruch ist es zu spät, schwimmen zu lernen“ - und paddeln in Richtung des nächsten Krimiufers. Cl 46 Kreation Jörg Grünler Darsteller John Nettles, Jane Wymark, Barry Jackson Vvö bereits erschienen ertrieb Edel Fsk 16 Eben jener macht aus einem gewöhnlichen ein besonderes Format, verleiht die prickelnde Würze, die fast süchtig macht. Und allen derart Abhängigen wird nun geholfen - mit der dritten Barnaby-Sammlerbox. In den Staffeln 11 bis 15 dreht sich die Kriminalistenwelt u. a. um eine 90 Jahre währende Familienfehde, einen Sektenkult, der sich für seine mörderischen Aktivitäten gern beim Pfeilgiftfrosch bedient, oder leicht überambitionierte Ornithologen, die den Kollegen den Erfolg missgönnen. Auf dem Weg zur Klärung der Vorfälle fällt uns eine Täterzuordnung meist alles andere als leicht - ein Verdienst der versierten Filmschaffenden, die uns auf falsche Fährten locken, uns täuschen und überraschen. Ein amüsanter Spaß. Mh das verBrechen iii »Kommissarin Lund« 7|10 Herzen Kreation Søren Sveistrup Darsteller bereits erschienen K 12 Vö Suurballe, Lars Mikkelsen Fs Vertrieb Edel Sofie Gråbøl, Morten Herzschlager 03|2013

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Filmspaß chrisTsTollen für den scheich »Was Machen frAUen Morgens Um hALb vier?« 8|10 Herzen Darstellerregie Matthias Kiefersauer Vö Lerchbaumer, Muriel Baumeister Fs Vertrieb Lighthouse bereits erschienen K Brigitte Hobmeier, Peter „Hast des g’sehn? Der Meier Seppl macht an Laden auf! Mit Fertigglump aus Tschechien.“ Sprach’S und hob ihn hoch, den bösen Flyer mit den schrillen Lettern „1 Semmel nur 10 Cent“. Das ist natürlich Wucher, schlimmer Wucher. Auf diese Weise von der fiesen Fratze der Globalisierung angegrinst, grinst Franzi Schwanthaler kurzerhand zurück - und sucht sich neue Kundschaft weit weg von der tiefbayerischen Provinz. Und so wird die titelgebende Frage im Handumdrehen beantwortet: In sieben Tagen 3000 Christstollen backen. Denn genau so lautet der Auftrag der neuen Kundschaft, Kundschaft aus dem - Achtung! - Orient, die in der bayerischen Provinz doch glatt als Faschingsscherz durchgeht. Also kommt die gute Franzi mal so richtig ins Rotieren, muss alle Hebel in Bewegung setzen, um den schrägen Auftrag zu erfüllen. Nun könnte man das sympathische Filmprojekt schnell abkanzeln und festhalten, dass die Handlung doch ziemlich vorhersehbar ist, die Geschehnisse maßlos übertrieben. Wir wollen jedenfalls beim etwaigen Haarspalten nicht mitspalten. Und stattdessen die - einmal mehr - großartige Brigitte Hobmeier in der Hauptrolle loben. Ihre Strahlkraft, ihre Authentizität sind es, die dem Spiel das gewisse Etwas verleihen. Zudem lieben wir die vielen Details am Wegesrand der Handlung, finden es toll, wenn Bayern-3-Moderator Bernhard Fleischmann die Franzi genauso weckt wie uns allmorgendlich. Am Ende des Tages eine Komödie, so luftig-locker wie Schwanthalers Semmeln. Cj es Wird regen geBen … oder? »Anleitung Zum Unglücklichsein« 7|10 Herzen Darstellerregie Sherry Hormann Iris Berben, Richy Müller Vvö bereits erschienen Fsk 6 ertrieb Studiocanal Johanna Wokalek, Der grandiose Watzlawick-Millionenbestseller „Anleitung zum Unglücklichsein“ diente als elementare Inspirationsquelle für die deutsch-amerikanische Regisseurin Sherry Hormann und ihren quirligen Streifen. Wie in der Buchvorlage thematisiert, steht sich auch im Film ein trauriges Menschenkind selbst im Wege: Tiffany Blechschmid (Johanna Wokalek) lebt in Berlin, ist Single und unzufrieden. Sie führt einen gut laufenden Feinkostladen, bäckt kurioserweise Glückskekse für die begeisterte Kundschaft. Allein sie selbst mag den mehr oder weniger sinnigen Textchen in ihrem Knusperwerk keinen Glauben schenken. Da hilft es wenig, dass zwei Männer auf einmal sie anhimmeln, sonst was dafür geben würden, ihr die Sterne vom Himmel holen zu dürfen. Die sogenannte Selffulfilling Prophecy könnte besser kaum mit Leben gefüllt werden, auch Tiffany weiß immer im Voraus, dass die Ampel auf Rot springen wird, dass es regnen wird, dass überhaupt alles schlecht werden wird. Ist ja auch besser, nix zu erwarten. Dann kann man schließlich nicht enttäuscht werden - eine fatale Einstellung. Dass Tiffany dies im Laufe der Geschichte realisiert, wäre wohl zu viel der Behauptung. Eher wird sie in Richtung Glück gestoßen. Es entwickelt sich eine vergnügliche Komödie, die zwar keine tiefschürfenden Erkenntnisse liefert, uns dafür - stets zwischen Lachen und Weinen - kleine Weisheiten serviert. Mh 47