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68 Seiten|Müller|1.1 - 31.1.2014Angebot abgelaufenAktuelle Müller Angebote in Berlin

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Cd | Features Jennifer Rostock Schlaflos In Berlin 80 Bpm Jennifer Weist ist eher ein Nachtmensch. Schon vormittags in einem Hamburger Hotel über die neue Jennifer-Rostock-Cd „Schlaflos“ sprechen zu müssen, fällt der Sängerin schwer. Ihre Stimme klingt heiser, ein Latte macchiato soll ihre Müdigkeit vertreiben. Vermutlich wäre dieser Koffeinkick gar nicht nötig gewesen. Denn als die 27-Jährige anfängt, über die Single „Schmerz und Kehle“ zu reden, ereifert sie sich derart, dass sie auf einmal hellwach wirkt. „Es geht in diesem Lied darum, Leuten, die sich einer Randgruppe zugehörig fühlen, zu zeigen: Wir sind eigentlich eine Einheit“, sagt sie. Doch diese Botschaft wurde im Nachhinein beim Videodreh noch ein bisschen präzisiert. Mit dem Clip will die Berliner Band, die ursprünglich von der Insel Usedom kommt, auf Menschenrechtsverletzungen in Russland aufmerksam machen: „Homosexuelle, Bisexuelle und Transgender wurden dort verfolgt, gequält, festgehalten, getötet.“ Das geht nicht nur Jennifer Rostock gegen den Strich, sondern auch deren Fans: „Sie tauschen sich im Internet über diese Missstände aus.“ Natürlich ist nicht jeder Einzelne so aktiv - einige konzentrieren sich einfach bloß auf die Musik, die sich in den Dienst von Punk, Rock, Pop oder Elektronik stellt. Inhaltlich drehen sich fast alle Stücke um das Thema Schlaflosigkeit. „Phantombild“ beschwört durchfeierte Nächte herauf, während der Protagonist im Titelsong von seinen Gedankenstrudeln wachgehalten wird. Letzteres ist Jennifer Weist zum Glück fremd: „Ich kann immer ziemlich gut abschalten.“ Jennifer Rostock | „Schlaflos“ Vö 17.01. | Vertrieb Warner Boy George Phönix Aus Der Asche 90 Bpm Es ist noch gar nicht lange her, da hätte man keinen Cent mehr auf den Superstar der frühen 80er gegeben: George Alan O’Dowd alias Boy George war ein aufgedunsenes Wrack, das zwischen Entzugsklinik und Gefängnis pendelte - und seit Mitte der 90er kein erfolgreiches Album mehr veröffentlicht hat. „Ich habe harte Jahre hinter mir, auf die ich alles andere als stolz bin“, so der einstige Teenieschwarm. Was sich nun ändern soll. Denn mit mittlerweile 52 ist er wieder rank, schlank, aufgeräumt und clean. Ein gefallenes Idol, das noch einmal die berühmte Kurve gekriegt, fast 30 Kilo abgespeckt hat und ein bemerkenswertes Comeback vorlegt: „This Is What I Do“ ist eine Kampfansage an den schnelllebigen Zeitgeist, die Sensationsgier der Boulevardpresse sowie ein Publikum, das ihn fast vergessen hat. „Es ist wirklich seltsam, aber wenn ich kein Make-Up trage, wissen die Leute scheinbar gar nicht mehr, wer ich bin. Was einerseits toll ist, andererseits aber auch ein bisschen wehtut - weil es zeigt, dass ich an Relevanz verloren habe.“ Die er sich nun zurückerobern will: Mit einem Dutzend Songs zwischen Reggae, Dub, Pop und sogar Country, mit dem er allein deshalb flirtet, weil „er unglaublich schwul ist. Schaut euch nur die Perücken von Dolly Parton an. Sind die nicht krass? Also viel besser 16 dl als die von Lady Gaga.“ Die seiner Meinung nach komplett überbewertet sei - weil ihr visueller Anspruch nicht mit ihrer Kunst konkurrieren könne. Ganz im Gegensatz zu ihm, der sich gegen die Olympischen Spiele im homophoben Russland ausspricht und mit „Feel The Vibration“ das Ende des Assad-Regimes in Syrien fordert. „Als Musiker muss man einfach Vorbildfunktion einnehmen. Dessen bin ich mir inzwischen bewusst.“ Boy George | „This Is What I Do“ Vö 24.01. | Vertrieb Rtd ma

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Features | Cd The Rifles Wiedererstarkt Schandmaul Tritt Aufs Gaspedal 80 Bpm Joel Stoker steht auf einem Autobahnrastplatz zwischen Newcastle und Leeds, die Telefonverbindung könnte besser sein, doch Freude, Erleichterung und Genugtuung des Sängers/gitarristen der Rifles schaffen es auch so ans andere Ende der Leitung. „Mensch, wir sind gerade zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder auf Tournee, und wir genießen das so sehr wie nie zuvor“, sagt er freudig. „Denn wenn ich ehrlich bin, hätte ich nicht mehr unbedingt damit gerechnet.“ Es stand vor zwei, drei Jahren schließlich recht schlecht um die Indie-Rockband aus London, die 2006 ihr Debüt veröffentlichte, mit „She’s Got Standards“ (einer Ode an offensiv aufreißende Frauen) einen Hit landete und damals meist in einem Rutsch mit inzwischen längst verschütt gegangenen Kollegen wie The Kooks oder Razorlight genannt wurde. Spätestens nach dem dritten Album „Freedom Run“, das 2010 rauskam, schien das Licht auszugehen, Robert Payne und Grant Marsh hatten zuvor aus finanziellen Gründen sogar die Band verlassen müssen. „Aber so wollten wir nicht abtreten, das wäre einfach zu traurig gewesen.“ Über die Finanzierungsplattform Pledgemusic sammelten sie Geld ein, auch ein neuer Plattenvertrag kam zustande, Marsh und Payne konnten zurückgeholt werden. „Wir vier gehören einfach zusammen“, so Stoker, „und gemeinsam haben wir jetzt eine Platte gemacht, die jugendliche Unverwüstlichkeit mit einer gewissen Reife kombiniert.“ Schöner kann man es nicht ausdrücken, und tatsächlich klingt „None The Wiser“ richtig gut. The Rifles haben weder ihren Biss noch ihren Humor eingebüßt. „Catch Her In The Rye“ etwa ist eine fiese, kleine Abrechnung mit der doofen britischmedialen Hypekrankheit. „Wir waren nie das heiße neue Ding, man hat uns immer etwas belächelt. Dass wir so lange durchgehalten haben, verdanken wir nicht der Presse, sondern unseren wirklich treuen, tollen Fans.“ The Rifles | „None The Wiser“ Vö 17.01. | Vertrieb Indigo Das Entertainment Magazin von sr 80 Bpm Ob Schandmaul - zwei Damen und vier Herren aus dem Großraum München - jetzt eine Mittelalterband ist oder war, darüber mögen sich die Geister scheiden. Die Musiker selbst hingegen würden sich zwar nicht gerade gegen diese Beschreibung wehren, heften sich aber dennoch lieber ein anderes Etikett ans Revers. „Wir sind eine Folk-Rockband“, sagt Sänger Thomas Lindner und weist darauf hin, „dass es vom Musikstil und selbst von den Texten her keinen so großen Unterschied zwischen unserer ersten und der neuen Platte gibt. Wir sind Geschichtenerzähler, und wir wollen unterhalten.“ Mit dieser Strategie sind sie seit 15 Jahren erfolgreich und haben ihre Zuhörerschaft mit der Zeit deutlich ausgedehnt. „Früher kamen fast nur Schwarzgekleidete, heute kommen Oma, Opa, Kinder und Schlipsträger.“ „Unendlich“ haben die Bayern das neue Album genannt, verglichen mit dem direkten Vorgänger „Traumtänzer“ ist es um einiges temporeicher und rockiger ausgefallen. „Die letzte Platte war sehr romantisch, weil wir fast alle frisch verliebt waren und entsprechende Texte schrieben. Dieses Mal war es von Anfang an unser Wunsch, das Gaspedal wieder stärker durchzudrücken.“ Viele Fans wären nicht ganz so begeistert gewesen über die Liebeslieder, „man schaut sich die Kritiken im Netz an und redet mit den Leuten nach Konzerten, und selbst, wenn wir uns nicht unmittelbar nach den Vorstellungen der Hörer richten, so fließt deren Meinung natürlich mit ein.“ Also gibt es rockige Partynummern wie „Tippelbruder“, Trinklieder wie „Der Teufel…“, dessen Zeile „Wer ist nur diese Frau, auf deren Brüste ich hier schau“ von Flötistin/sängerin Birgit Muggenthaler stammt (Lindner: „Vorher war der Text viel härter.“), aber auch Nachdenkliches wie die Single „Euch zum Geleit“. Dem Unheilig-Hit „Geboren, um zu leben“ nicht unähnlich, feiern Schandmaul in dem Song das Glück und die Einzigartigkeit des Lebens. Schandmaul | „Unendlich“ | Vö 24.01. | Vertrieb Universal sr 17